Freitag, 23. Juni 2017

NiNe. Oder: Warum 50 Shades of Grey nicht im Weltraum spielt

Für meinen Mann gibt es vier Kategorien von Filmen, die er selber aufgestellt hat:

- Autofilme
- Schießfilme
- Knutschfilme
und
- unrealistische Filme.

Ok. Seit einer etwas schwer verdaulichen Abhandlung über 50 verschiedene Grautöne, ist noch eine weitere Kategorie hinzugekommen:

- Popo-Klatsch Filme

Drei Mal dürft ihr nun raten zu welcher Kategorie er meine Lieblings Genres Science Fiction und Fantasy zählt. (Also bitte. Ich weiß ja nicht in welcher Schmuddel Videothek ihr unterwegs wart, aber es sind definitiv nicht die Popo-Klatsch Filme. 50 Shades of Grey im Weltraum. Ich bitte euch. Bindet Christian Grey seine Olle da auf nen Photonentorpedo anstatt ans Andreaskreuz?).

Ja es sind diese Momente in denen ich gebannt vor dem Fernseher sitze, mir vor Spannung auf die Unterlippe beiße und hoffe, dass das Ende der Welt doch noch durch den mutigen Raumschiffpiloten abgewendet wird. Und dann höre ich dieses leise Schmalzen von dem Sitzplatz unmittelbar neben mir.
Es hört sich so an, als würde jemand versuchen ein Stück Mettwurst aus den Zahnzwischenräumen zu pulen. Doch in Wahrheit ist es ein Laut der Verachtung.
„Unrealistisch. Totaaaaaler Quatsch.“
Er spricht die Worte nicht aus, aber das Zischen der Zähne gräbt sich wie ein rostiger Pfeil direkt in mein Kleinhirn und löst einen unmittelbaren Reflex aus.
Das Ballen einer Faust.

Es ist schwer verdaulich, aber in solchen Momenten wird mir schmerzhaft bewusst: Du hast einen NiNe geheiratet. Einen Nicht-Nerd.
(Ich hätte es auch Nicht-Geek nennen können, hatte aber Angst, dass die Abkürzung NiGe irgendwie in den falschen Hals kommt… Aber ich schweife ab)

Aber ich habe meine Faust wie immer unter Kontrolle und rede mir Mantra-artig ein:
Der kann nix dafür. Dat muss die Erziehung schuld sein.

Ich gebe zu, ich habe schon Vieles versucht um ihn auf die fantastische Seite der Macht zu ziehen.
So manches Mal stand ich, das Manifest der Obersten Direktive auf Brusthöhe haltend vor unserer Haustür, klingelte und teilte dem Ehemann dann mit verklärtem Gesichtsausdruck mit:
„Entschuldigen Sie bitte. Ich möchte gerne mit Ihnen über StarTrek sprechen.“

Und liebe Nachbarn, es ist nicht gerade hilfreich, dass ihr jedes Mal, wenn ich mich morgens im Cosplay auf den Weg zu einer Convention mache, dem Ehemann kleine Visitenkarten vorbei bringt, auf denen in dezenten Versalien steht: „Machen Sie Sich Sorgen um den geistigen Zustand Ihrer Ehefrau? Dann wenden Sie Sich jetzt vertrauensvoll an Professor Doktor Schraubelocker.“

Ich weiß ja, dass es bei uns auf dem Dorf nicht gerade üblich ist mit Laserschwert und Jedi Umhang aus dem Haus zu gehen, aber ich beschwer mich ja auch nicht, wenn ihr meine Aussicht mit euren Ballonseiden Trainingsanzügen blockiert.

Hier lese ich übrigens nicht aus Ali Baba und die 40 Räuber vor, sondern zitiere aus dem NiNe Beitrag, im Rahmen eines Vortrages auf der FedCon (Science Fiction Convention).
Einmal wie Torsten Sträter den Vorlese Onkel (äh Tante) spielen. Individuell,...kann ich! ;-)
Foto by: Oti Würtz




Aber zurück zu dem NiNe.

Was ich einfach nicht verstehe ist: Wie kann jemand, der bei Harry Potter permanent die Augen verdreht, gleichzeitig auf eine Serie stehen, in der ein hochgewachsener Mann in Lederjacke und 80er Jahre Minipli, ununterbrochen mit seinem Auto redet?
Der Ehemann macht es sich einfach und schiebt diesen Sonderfall einfach in die Kategorie "Autofilme".
Lieber K.I.T.T.: Du kannst verdammt glücklich sein, dass du nur bis in den zweiten Stock springen kannst. Würdest du es mit dem Turbo Boost bis in den Weltraum schaffen, hättest du dich sofort disqualifiziert. Ich wollt‘s nur mal gesagt haben.

Aber er gibt sich ja Mühe. Das muss ich zugeben.
Wenn ich mal wieder quengelnd vor ihm stehe und ihn bitte mich ins Kino zu begleiten, dann lässt er sich tatsächlich hin und wieder breitschlagen. Er war sogar mit mir im Film „Star Trek. Into Darkness“. Selbst das Schnalzen hat er sich verkniffen. War aber auch besser so, schließlich trug er an dem Abend ein rotes T-Shirt. Ich hab mal nix gesagt...

Was mich aber noch mehr verblüffte war, dass er sich die Schauspieler tatsächlich so gut eingeprägt hatte, dass er Wochen später Zachary Quinto in einem anderen Film wiedererkannte.
„Kuck mal! Das ist doch der Schpock?“

Man soll ja auch Kleinigkeiten loben, anstatt sofort den Fehler zu kritisieren. Aber wie bringe ich ihm jetzt bitte noch bei, dass es sich um einen Vulkanier und nicht um die neueste Flohmarkt App handelt?

Und dann die Sache mit meiner absoluten Lieblingsserie „Doctor Who“. Wer kennt sie nicht, diese eine Frage, die sich so anfühlt als würde man mit dem Gesicht voran gegen eine Betonwand rennen. „Aber ich dachte in England sind die Telefonzellen alle rot?“ 

Oder:

„Wie heißt die Serie?“
„Doctor Who“
„Wer?“
„Who“
„Wer heißt so?“
„Der Doctor“
„Welcher Doctor“
„Doctor Who“
"Wer?”
Aaaaargh!

Dennoch, trotz all dieser Diskrepanzen in unserer Freizeit- und Kulturgestaltung kann man sagen:  Gegensätze ziehen sich an. Und ehrlich gesagt würde ich diese kleinen Streitereien schmerzlich vermissen. Ich liebe meinen NiNe halt so wie er ist.


In diesem Sinne:
Stay professional!


P.S. Und falls ihr die Hälfte der Gags in diesem Blogeintrag nicht verstanden habt, dann dürft auch ihr euch jetzt mit stolzer Brust den Button "NiNe" an Selbige heften.
Ich mag euch trotzdem! Ehrlich!