Sonntag, 15. März 2020

Corona Tag X+4: Menschenskinder


15.03.2020

Liebes Tagebuch,

auch heute ist mal wieder so ein Tag, an dem mein Gehirn so viel arbeitet, dass es am Feierabend wie ein aufgeweichtes Brötchen irgendwo in der Ecke meines Kopfes liegt. (Erklärt vielleicht auch die vielen Rechtschreibfehler in meinen Texten. Sorry dafür. Ich bin einfach nur platt.) :-(

So viele Fragen, insbesondere bezogen auf mein Verhalten. 
War das jetzt falsch? 
War es richtig? 
Wir wissen nun, dass sämtliche Schulen und Kitas ab Montag geschlossen sind. Ich habe das unglaubliche Glück, aktuell noch in Elternzeit zu sein aber dennoch möchte so ein zweijähriger Junge gerne bespaßt, herausgefordert und gefördert werden. Damit kann ich leben, das ist ja quasi aktuell mein „Job“. 
Dennoch sind aber auch soziale Kontakte für so ein Alter unglaublich wichtig. 
Wie lange wird diese Isolation ab jetzt anhalten müssen? 
Wie konsequent muss ich sein? 
Darf der kleine Mann jetzt gar nicht mehr vor die Tür? 

Gestern schien die Sonne und wir beschlossen einen kurzen Spaziergang durch unsere Siedlung zu unternehmen. Dieser ging auch vorbei an der roten Rutsche, die der Sohnemann so liebt, und natürlich wollte der kleine Mann unbedingt herunterrutschen. 
Da zu dem Zeitpunkt nicht wirklich viel los war, stimmten wir zu. 
Doch kurz nachdem mein Sohn auf die Rutsche geklettert war, wurden wir von einem ziemlichen Tumult überrascht. 
Hinter uns kreuzten plötzlich drei Erwachsene mit einem Pulk von 10 Kleinkindern auf. 
„Kindergeburtstag“, erklärte man uns freudig. 

Es war einer dieser Momente, in denen man sich wünschte, einfach besser zu Hause geblieben zu sein. 
Denn wie reagiert man nun? 
Reißt man den Nachwuchs panisch von der heißgeliebten Rutsche und ergreift die Flucht? 
Oder bleibt man vor Ort und versucht das eigene Kind so gut wie möglich aus dem Knäuel von tobenden, fremden Kindern fernzuhalten? 

Ich habe mich für ein Mittelding entschlossen. 
Weil sich die Kids vom Kindergeburtstag allesamt auf die Nestschaukel nebenan knubbelten, durfte mein Sohn noch ein paar Mal rutschen, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Es riss mir das Herz heraus mein Kind dort wegzulotsen, zu sehen wie er sehnsüchtig auf die anderen Kinder blickte, zu hören wie er sagte: „Zu Kinder gehen! Zu Kinder gehen!“ 
War es richtig? 
War es eine übertriebene Reaktion? 
Ich weiß es einfach nicht. 

Den heutigen Tag haben wir im eigenen Garten verbracht. Ein unglaublicher Luxus, den ich jetzt erst richtig zu schätzen weiß. Noch vor ein paar Wochen habe ich mich über die ganze, furchtbare Arbeit geärgert, die mir dieser Garten beschert, aber ab jetzt werde ich ihn als eines meiner höchsten Güter ansehen.

In diesem Sinne: Besinnt euch auf die wahren Schätze, die ihr besitzt! … Und wascht eure Pfötchen! ;-)




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