Montag, 28. Dezember 2015

Weihnachtsvöllerei. Oder: Wann kommt dieser Rennie endlich aufräumen?

1. Advent:

Der Startschuss ist gefallen. Ab jetzt ist alles erlaubt, ab jetzt zählt man nicht mehr zu den Irren, die bereits im Spätsommer Dominosteine und Lebkuchen über den Grill gehalten haben. Weihnachten ist offiziell eröffnet, genauso wie die Weihnachtsmärkte. 
Und so nimmt das Unheil der Völlerei seinen Lauf. 
Zuerst schleichend und unauffällig, so dass man es noch gar nicht bemerkt. Ist ja noch was hin bis zum 24.12., da kann man ja zwischendurch noch was abtrainieren. Natürlich… ein Märchen der Gebrüder Grimm ist realistischer einzustufen. 
So tapert man also mit den Freunden über besagten Markt und lässt sich von verführerischen Gerüchen einlullen. Da mischt sich Spanferkel mit frischer Waffel, Bratwurst mit Bratapfel und nicht zu vergessen der altbewährte Glühwein. Der is ja nicht so schlimm. Da ist ja kein Fett drin und alles was flüssig ist, macht ja nicht dick… 
So lügt man sich ein gutes Gewissen in die Tasche und lässt selbiges dort auch liegen, als man sich an der nächstbesten Fressbude anstellt. Eine Kleinigkeit muss ja wohl drin sein. Außerdem stehen an der Bude 2.345 Leute an, da muss es ja schmecken. 
Nach nur drei Stunden Wartezeit hält man schließlich endlich irgendetwas, fett triefendes, undefinierbares in den Händen. Schmeckt natürlich abscheulich, da bei einer Taktzeit von Minus einer Minute die Liebe beim Backen doch etwas auf der Strecke bleibt. Dennoch zwängt man sich das Zeug rein. War ja schließlich teuer genug. 
Zum runterspülen schnell nen Glühwein hinterher. Oh, der war aber nicht mehr warm genug, also direkt einen weiteren nachbestellen. War schon besser, aber man will ja auch gerne mal die andere Sorte probieren. 
Damit der Glühwein nicht so alleine ist, tastet man sich zur nächsten Fressbude vor und wird… enttäuscht. Also muss es ein heißer Gewürzwein wieder ausgleichen. 
Zu späterer Stunde findet man sich plötzlich in der Schlange zur ersten Fressbude wieder. Man weiß selber nicht warum, aber man vertraut dem Urteilsvermögen der dreihundert anderen, vollkommen betrunkenen Besucher. Diesmal schmeckt der Fettfladen tatsächlich. Liegt vermutlich daran, dass die Gewürznelken aus dem Glühwein bereits eine weihnachtliche Patina auf der Zungenschleimhaut gebildet haben. 
Irgendwann kehrt einen dann das Sicherheitspersonal vom Gelände. 
Ein kleiner Absacker in der Dönerbude muss aber noch drin sein.

Die erste Weihnachtswoche:

Nach der Eskalation auf dem Weihnachtsmarkt, schwört man sich nie wieder Glühwein zu trinken und sich auch mit dem Essen bis zum Fest zurück zu halten. Da hat man aber die Rechnung nicht mit den lieben Kollegen gemacht, die fleißig das Nudelholz geschwungen und köstliche Plätzchen gebacken haben. Na gut… eins geht ja. Oh… das war aber lecker. Vielleicht noch ein zweites…

Und auch zu Hause lauert das Kalorienmonster. Eigentlich hatte man die vielen Süßigkeiten ja als Füllmasse für den Adventskalender besorgt. Zu dumm, dass in die Törchen ja immer nur ein Schokohäppchen passt, weswegen man jetzt ungefähr das Dreifache übrig hat. Lieber schnell aufessen, bevor es die Kinder sehen, sonst wissen die ja, dass Mama/Papa die Weihnachtsengel sind!

Man selber bekommt natürlich auch einen Adventskalender geschenkt. Der Ehemann hat sich was ganz kreatives ausgedacht und jedes Törchen mit einer XXL Chipstüte gefüllt.

2. Advent:

Nicht nur die zweite Kerze brennt, sondern auch die Speiseröhre. Die ist nämlich etwas überfordert mit fünf Tonnen Schokolade, die man am Nikolausmorgen im Stiefel gefunden hat. Gut, man hätte es sich auch einteilen können, aber da der Magen bereits jetzt die Dehnung eines halb aufgeblasenen Luftballons angenommen hat, hat das Sättigungsgefühl die Kündigung eingereicht.


Gott bewahre! Da ist ja Obst auf dem Teller!


Zweite Weihnachtswoche:

Die sportliche Kollegin mit Kleidergröße zero verteilt ihre Nikolaussüßigkeiten. Das würde sie gar nicht alles essen können. Man ertappt sich dabei, wie man das dünne Püppchen innerlich mit dem Bürostuhl verdrischt. Um diese Wut zu unterdrücken, stopft man sich mit blutunterlaufenen Augen den geschenkten Nougat Weihnachtsmann in den Mund. Schokolade hat ja so beruhigende Eigenschaften.  

An den Abenden der Woche trifft man sich dann mit all den Freunden, die man vor Weihnachten noch einmal sehen und beschenken möchte. Natürlich ist dafür ein Tisch beim besten Jugoslawen der Stadt reserviert worden und man wundert sich, warum man auf einmal den kompletten Balkanteller verdrückt bekommt. Der Ballon im Bauch hat neue Dimensionen angenommen. Als Absacker noch ein bis zehn Glühwein, nächste Woche wird eh stressig, da trainiert man das alles wieder ab.

3. Advent:

Die Personenwaage hat sich verängstigt hinter dem Badezimmerschrank verkrochen.

Beim alljährlichen Weihnachtsbaumschlagen will man zumindest einen Teil der angesammelten Kalorien wieder ab arbeiten, bekommt dann vor Ort aber freundlicherweise ein wunderbares, bereits geschlagenes Exemplar präsentiert. Da kann man ja nicht nein sagen. So einen schön gewachsenen Baum findet man schließlich nicht alle Tage. Der Verkäufer besiegelt das soeben getätigte Geschäft mit einem leckeren Glühwein und Omas selbstgebackenem Christstollen.

Dritte Weihnachtswoche:

Die Kollegen wollen in der Mittagspause auf den Weihnachtsmarkt gehen. Man empfiehlt den Stand mit den Fettfladen und reibt sich die Finger als alle darauf hereinfallen. Dummerweise gibt die Chefin eine Runde aus. Da darf man nicht ablehnen, sonst ist man unten durch.

Der Ballon im Oberbauch ist mittlerweile an seiner Toleranzgrenze angelangt. Um hier letzte Hilfemaßnahmen einzuleiten, bittet man den treuen Wegbegleiter Mr. Rennie um Unterstützung. Doch selbst der ist inzwischen vollkommen überfordert und anstatt auf zu räumen dekoriert er um und beschließt die besten Einrichtungsgegenstände lieber nochmal wieder zu verwerten.

Doch die Woche ist noch nicht beendet. Immerhin steht ja noch die alljährliche Firmenweihnachtsfeier an.

4. Advent:

Man kämpft damit die Alkoholvergiftung aus den Knochen zu bekommen.

Joggen oder irgendwelche gesundheitsfördernden Aktivitäten sind somit also gestorben. Stattdessen hievt man seinen menschlichen Kadaver auf die Couch und stopft sich leise weinend eine Pizza in den Rachen. Das Einzige, was bei einem Kater wirklich hilft.


Vierte Weihnachtswoche:

Der Chef sitzt einem im Meeting gegenüber und wirft entsetzte Blicke über den Besprechungstisch. Liegt vermutlich daran, dass man dort im Trainingsanzug aufgekreuzt ist. Die Vorteile einer Hose mit Gummizug sind schier grenzenlos. 

Man hat die Waage inzwischen hinter dem Schrank hervor gezerrt. Anstatt einer Gewichtsangabe erscheinen auf dem Display die Worte: BITTE TÖTE MICH!


Heiligabend:

Die Waage hat Selbstmord begangen

Die Weihnachtsteller waren ja eigentlich für die Kinder gedacht, aber im Vorbereitungsstress kann man sich ja ruhig mal ein paar Happen zwischendurch gönnen. Die Kinder freuen sich sicherlich auch noch über Walnüsse und die schrumpelige Mandarine.

Der Abend eskaliert dann vollkommen und man frisst sich wie im Wahnsinn bis ins Delirium.


Erster Weihnachtsfeiertag:

Man möchte es der Waage gleich tun und endlich erlöst werden.

Doch noch stehen ein paar Programmpunkte auf der Agenda.

Lecker Frühstücken mit den Übernachtungsgästen, grenzenloser Übergang zum Gänseessen mit Oma und Opa, die natürlich auch noch eine schöne Buttercreme Torte zum Kaffee kredenzen. Und abends möchten die Schwiegereltern nicht vernachlässigt werden. Jede Essensverweigerung wird sofort als persönliche Beleidigung angesehen. Damit das Ganze nicht in Tränen endet, überwindet man sich und lobt den Sauerbraten in höchsten Tönen, während der Magen bereits wegen Überfüllung geschlossen ist. Macht nix. Im Hals kann man so einiges stapeln.

Zweiter Weihnachtsfeiertag:

Das Ende ist nah.

Das überschüssige Fett presst sich inzwischen durch sämtliche Poren im Gesicht.

Doch Onkel und Tante warten doch voller Vorfreude und haben ins beste Restaurant der Stadt eingeladen. Das Blut in den eigenen Arterien ist inzwischen so dick als hätte man einen Kilo Saucenbinder hinzu gemischt.
Man erlebt den Tag nur noch durch einen Fettfilm, der sich auf der Bindehaut gebildet hat.


Der Tag danach:

Es klingelt. Vor der Tür steht Mutti mit einer Palette voller gefüllter Tupperdosen.
„Du, ich hab ja noch so viel vom Weihnachtsessen übrig. Wäre doch schade wenn das verkommt.“

Resteessen… der hinterlistige Tod der Nachweihnachtszeit.

Man schleppt sich auf die Couch und starrt an die Decke. Das war es also. Es ist vollbracht. Nie wieder essen. Nur noch ein allerletztes Minzplätzchen…


In diesem Sinne: 

Stay Professional!


Wer sagt, dass man Alkohol nicht auch in fester Form zu sich nehmen kann, der lügt!







Montag, 30. November 2015

Kurztrip nach Hamburg. Oder: Was (große) Freiheit bedeutet

27.-29.11.2015
Bereits im Herbst hatten wir geplant und gebucht, doch dann kam alles anders...
Drei meiner besten Freundinnen und ich wollten einen weihnachtlichen Kurzurlaub unternehmen. Da wir bereits mehrfach die wunderschöne Stadt Hamburg ins Auge gefasst hatten, fiel die Entscheidung leicht. Zwei Nächte wollten wir in der Hansestadt verbringen. Der Zufall spielte mir zudem noch in die Hände, da an diesem Wochenende eine meiner Lieblingsbands dort auftreten sollte. Mit Hundeblick und kleinen Appetithäppchen in Form von Livemitschnitten, konnte ich meine Freundinnen erfreulicherweise schnell davon überzeugen, ebenfalls Tickets für das Konzert zu bestellen. Und so freuten wir uns bereits Monate im Voraus auf den gemeinsamen Trip. 
Doch nur zwei Wochen bevor unser Zug den Kölner Hauptbahnhof verlassen sollte passierte Paris. Dann das abgesagte Fußballspiel in Hannover, eine verdächtige Reisetasche am Hamburger Hauptbahnhof, Ausnahmezustand in Brüssel und eine neckische, kleine Aussage des Innenministers, der uns nichts erzählen wollte, damit wir nicht beunruhigt sind. 
Das Ergebnis war: Wir waren beunruhigt. 
Sollte man in solchen Zeiten wirklich das Schicksal herausfordern, sich in das Getümmel der Weihnachtsmärkte und sogar auf ein Konzert mitten auf der Reeperbahn wagen? Nur zaghaft sprachen wir diese Gedanken aus, doch sie lagen in unseren Mägen wie schwere Steine, die nicht verdaut werden konnten. 
Was tun? Alles absagen oder denen, die uns das Leben schwer machen wollen die Stirn bieten? Wir entschieden uns für die Stirn. 
Wenn man vom Pferd fällt, dann ist das beste Mittel gegen aufkeimende Angst, sich sofort wieder auf den Gaul zu setzen. Wenn man diese Hürde nicht direkt nimmt, dann wird es ganz schwer sich wieder davon zu lösen. So kommt es also, dass wir uns das Feiern nicht verbieten lassen und nun gut gelaunt im Zug nach Hamburg sitzen. 


Mit einem kleinen Picknick für unterwegs verwandel ich den Waggon in einen Speisewagen und gut gekühlter Sekt vertreibt auch die letzten Zweifel. Während wir hierfür stilvolle Plastikbecher nutzen, leerten zwei in Rockerkluft gekleidete Damen, nebenan bereits ihre dritte Dose Bier und prosten uns fröhlich zu. Ihr herzhaftes Lachen klingt als hätten sie zuvor fünf Packungen Marlboro geraucht und anschließend noch den Inhalt des Aschenbechers verzehrt. Die Stimmung im Holzklasse Waggon des Billigzugs ist gut und selbst die Ansagen des Lokführers klingen eher wie die eines Reiseleiters am Busmikrofon der Kaffefahrt ins Glück. Vielleicht sollten die Mitarbeiter der Deutschen Bahn dort mal in die Lehre gehen. 

Die vierstündige Fahrt vergeht wie im Flug. Als wir am Hamburger Hauptbahnhof ankommen ist es bereits dunkel und wir müssen uns sputen um rechtzeitig beim Konzert ein zu treffen. Der Taxifahrer stapelt unser Gepäck liebevoll wie ein Tetrismeister, im Heck des vanillefarbenen PKWs. Sein nordischer Dialekt nimmt mich sofort gefangen. Auf die Aussage meiner Freundin, dass wir mal gucken wollen was Hamburg so zu bieten hat, antwortet er mit trockener Gelassenheit, die nur ein Nordlicht an den Tag legen kann: „Hier? Nö, wir ham hier nix. Am besten fahrt ihr gleich wieder nach Hause.“ 
Machen wir natürlich nicht, und nachdem wir im Hotel eingecheckt haben geht es los in Richtung St. Pauli. Vor dem Eingang zum Mojo Club keimt das mulmige Gefühl dann aber doch wieder auf. Der Club liegt unter der Erde. Zwei große Tore, die sich wie Falltüren aus dem Asphalt erheben geleiten uns in einen ovalen Konzertsaal mit zwei Ebenen. Der Club ist gut besucht und die Gäste lauschen bereits der Vorband „Slydigs“ aus Großbritannien. Ich verstehe zuerst Slide Dicks, begreife aber nach einer ersten Google Suche, dass die Ergebnisse zwar zu St. Pauli, aber nicht zwingend zu Rock and Roll passen... 

Wir stehen auf der Empore, nippen an unserem Jever und beobachten die Leute, die sich fröhlich im Takt der Musik bewegen. Man kann nicht begreifen, dass dies vor kurzem auch in einem Konzertsaal in Paris der Fall war, bevor ein paar Irre, den Saal stürmten und wahllos Menschen töteten. Man will diese Gedanken verdrängen, und doch schieben sie sich immer wieder in unsere Köpfe, wie Werbung auf einem privaten TV Sender. Nur dummerweise kann man nicht umschalten, weil die Fernbedienung kaputt ist. 

Da wir recht spät eingetrudelt sind dauert es nicht mehr lange bis die Hauptband die Bühne betritt. „Vintage Trouble“ sind aus LA angereist um den kleinen Club auf zu mischen. Sie spielen Rhythm-&-Blues und schaffen es mit ihrem charismatischen Frontmann die Menge sofort zu animieren. Bald klatschen und singen auch die Leute auf der Empore mit und einem Mal weicht die Angst einem ganz anderen Gefühl. Sie wird förmlich niedergetrampelt von einer Freude, die ich heute viel intensiver verspüre als bei bisherigen Konzerten. Nach all diesen Gedanken wird mir plötzlich wieder klar, was es bedeutet hier stehen zu können, sich frei zu bewegen, tanzen und laut singen zu dürfen ohne dafür verurteilt zu werden. Wollen wir uns das wirklich nehmen lassen? Ich denke nein, denn wenn dem so wäre, wäre der Raum jetzt kalt und leer und nicht voller fröhlicher Menschen, die im Takt mit klatschen. Und so reihen wir uns mit ein in die Masse der tanzenden Rebellen, die auf diese Weise ihre Freiheit zelebrieren.



Das Konzert ist erfrischend und kurzweilig und hält für mich noch eine kleine Überraschung parat. Die Band selber wartet am Merchandise Stand und so ergattere ich neben einem T-Shirt sogar noch Autogramme, ein Foto mit dem Sänger sowie einen wunderbaren Plausch mit dem äußerst sympathischen Gitarristen. 

V wie Vintage... oder so ...

Obwohl sich die Müdigkeit jetzt doch langsam in unseren Knochen ausbreitet, beschließen wir noch einen finalen Spaziergang über die Reeperbahn zu machen. Hier lässt sich definitiv niemand vom Feiern (und anderen Dingen) abhalten. St. Pauli lebt und der dortige Weihnachtsmarkt hat um kurz vor Mitternacht vermutlich den höchsten Besucherandrang. Wir schieben uns an gemütlichen Holzbuden vorbei aus denen es nach allerlei Köstlichkeiten duftet. Doch St. Pauli wäre nicht St. Pauli, wenn die Schokobananen dort nicht wie Penisse aussähen und die Nikoläuse nicht nur mit Mütze und Sonnenbrille bekleidet wären. 


Wie es im Grüppchen so ist, eine der Freundinnen steuert zielstrebig auf einen der zahlreichen Sexshops zu und wir folgen kichernd, als wären wir plötzlich wieder 14 Jahre alt. Im hinteren Bereich des Ladens komme ich mir dann allerdings wirklich klein und unerfahren vor, denn ich weiß nicht so wirklich ob man die Utensilien dort für’s Bett oder nicht doch eher zum Handwerken braucht. (Und warum klingen ALLE Begriffe, die ich hier einsetzen wollte plötzlich zweideutig? Handarbeit… Innenausbau… Rohr verlegen…Hämmern… Dübeln…Argh)
Einige dieser Instrumente haben eine so komplizierte Gebrauchsanleitung, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass diese Sachen mal eben spontan zum Einsatz kommen könnten. Das klingt mir alles viel zu anstrengend und so begebe ich mich zurück zum Eingang wo eine meiner Freundinnen gerade eine kleine Barack Obama Figur mit Hilfe eines Drehrades aufzieht. Als Resultat wedelt sich der amerikanische Präsident einen von der Palme. Ich hoffe im wahren Leben klingt das nicht so wie die knarzenden Zahnräder im inneren des Plastikpüppchens, sonst bräuchte Herr Obama mal ganz dringend einen guten Osteopathen. 
Für den heutigen Tag haben wir genug nackte Haut gesehen und beschließen zurück zum Hotel zu fahren. Dort fallen wir ohne Umschweife ins Schlafkoma. 

Der nächste Tag begrüßt uns mit Regen und einem wolkenverhangenen Himmel. Das Grau in Grau spiegelt sich auch im Gesicht der Frühstücksbedienung des Hotels wieder, die uns so ansieht als wären wir vier höchstpersönlich Schuld an allem Leid dieser Welt, aber vor allen Dingen ihrem eigenen. Doch weder ihre Gesichtsbeerdigung noch das schlechte Wetter halten uns davon ab Pläne für den Tag zu schmieden. Anscheinend wirkt sich unsere positive Grundeinstellung auf den Wettergott aus und als wir in Richtung Speicherstadt schlendern, reißen tatsächlich die Wolken auf. 
Die alten Speicher faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Man braucht sie nur an zu sehen und sie erzählen einem sofort Geschichten aus vergangenen Zeiten, in denen hier Kaufleute und Seemänner ein und aus gingen, es nach Gewürzen roch und Händler ihre Waren mit Kränen auf die Schiffe verluden. 

Frau mit Mütze vor der Speicherstadt

Speicherstadt ohne Frau mit Mütze

Von hier aus biegen wir in Richtung Elbe ab, die uns nach einigen Metern zur Elbphilharmonie weiterleitet. Endlich sehe ich das Gebäude, das als eine der größten Steuerverschwendungen unserer Zeit gilt, aus nächster Nähe. Joa… schaut nett aus. Das war’s aber auch. Ob es den Touristen in 150 Jahren ebenfalls eine Geschichte erzählen wird oder bis dahin wieder abgerissen wurde, bleibt ab zu warten.  

In Hamburg regnet es Seifenblasen
Als wir an den Landungsbrücken ankommen hat sich die Sonne endgültig entschieden die Wolken ab zu lösen und so tummeln wir uns zusammen mit zahlreichen Besuchern zwischen den Verkaufsbuden am Ufer und genießen das schöne Wetter. 
Um zurück zum Michel zu kommen machen wir einen erneuten Schlenker über St. Pauli. Zur Mittagszeit ein vollkommen anderer Stadtteil als in der Nacht. Die schillernde Welt ist verschwunden und fleißige Helfer versuchen in Form von alltäglicher Arbeit (Müllabfuhr etc. ) sie wieder für die Nacht zu regenerieren. Am faszinierendsten finde ich, dass der Mojo Club nahezu komplett verschwunden ist. Die Absperrgitter zum Club sind nicht mehr da und selbst der Eingang ist einfach weg. Lediglich ein im Asphalt eingesetztes M, das eher an einen Gullideckel erinnert, gibt einen Hinweis darauf, dass sich unter der Straße der geheime Eingang zu einem Club befindet. 

Der Mojo Club bei Tag

Nach einiger Zeit kommen wir am Hamburger Michel an. Der große, allgegenwärtige, schwarze Turm wird bewacht von der riesigen Statue des Erzengels Michael. Sämtliche Versuche darunter auf die Schnelle ein Selfie zu machen schlagen fehl, da es jedes Mal aussieht als würde er versuchen das Kreuz in seiner linken Hand in meinen Kopf zu rammen. Ich beschließe also mit dem Blödsinn auf zu hören und folge meinen Freundinnen in die Kirche. 



Das Innere der Kirche hebt sich dramatisch vom schwarzen Turm ab. Hier ist alles hell und freundlich, ganz anders als viele katholische Gotteshäuser, die einen mit ihrer dunklen Bauweise trotz meter hoher Decken förmlich erdrücken. Dennoch wird man auch im Michel ehrfürchtig, wenn man sich die utopisch großen Orgelpfeifen der Hauptorgel ansieht. Wenn da der Organist mal aus Versehen einschläft und mit dem Kopf auf die Tasten fällt, dann ist halb Hamburg taub. 
Wir haben Glück und kommen in den Genuss eines kleinen Kinderkonzertes. Die Jungs und Mädchen im Grundschulalter üben für eine Weihnachtsfeier. Noch sind die zum Gesang einstudierten Bewegungen etwas unkoordiniert, aber die Kiddies proben ja noch. Neben mir sitzt ein stolzer Papa, der die Gruppe mit seiner Spiegelreflexkamera ablichtet. Dabei passiert es einmal, dass er vergisst den Blitz ab zu schalten. Eine Aufsichtsperson eilt sofort herbei und ermahnt den Mann mit scharfen Worten: „Bitte falten fie fofort daf Blitflicht auf!“ 
Ich merke wie sich die Freundin neben mir vor Lachen auf die Zunge beißen muss, aber der Aufseher ist selbstbewusst und auch der Sprachfehler hindert ihn nicht daran kurze Zeit später noch einmal die wichtige Ansage, durch die große Lautsprecheranlage zu schicken. „Wir haben jetft gleich ein Kinderkonfert und möchten fie bitten daf Fotografieren fu unterlaffen.“ Armer Kerl. Er kann ja nix dafür, aber es klingt schon irgendwie nach einer Comedy Einlage. 

Nachdem wir noch eine Weile gelauscht haben beschließen wir unseren Weg weiter fort zu setzen. Wir spazieren am „neuen Wall“ entlang, der Straße auf der ein Paar Socken schon ein halbes Monatsgehalt kostet. Hier reihen sich Prada, Gucci und Louis Vuitton aneinander, jedes Geschäft bestückt mit einem adrett gekleideten Concierge direkt hinter der Eingangstür, der betuchten Kunden jeden Wunsch von den Lippen abliest und Trampeln wie mir mit nur einem Blick zu verstehen gibt, dass ich mich wohl in der Hausnummer vertan habe. Obwohl es mich ja schon mal reizen würde dort wie Pretty Woman herein zu staksen, werden meine ausgelatschten Winterstiefel auch heute keinen der samtweichen Teppiche dieser Läden betreten. Dafür geben besagte Stiefel aber bereits jetzt ihr Bestes meine Füße aufs feinste zu malträtieren, so dass ich das Gefühl habe ich laufe nur noch auf Stumpen.



Glücklicherweise erreichen wir kurze Zeit später unser selbsternanntes Ziel: Den historischen Weihnachtsmarkt direkt vor dem geschichtsträchtigen Rathaus. Hier treffen wir auf eine weitere Freundin, die vor Jahren unserer Dorfidylle entflohen und nach Hamburg gezogen ist. Wir begießen das Wiedersehen mit ein paar Glühwein und als sich die Dämmerung langsam über den Markt legt und hunderte von kleinen Lampen erstrahlen, scheint der Alkohol seine Wirkung zu tun, denn plötzlich höre ich von Ferne helle Glöckchen klingeln. Kann das sein? Ist das etwa…? Der entzückte Aufschrei meiner Freundin lässt mich aufhorchen.  „Da ist der Weihnachtsmann!“  ruft sie. Und tatsächlich, nicht nur ich scheine im Alkoholrausch eine Fata Morgana zu sehen, sondern auch alle anderen Besucher. Über unseren Köpfen schwebt auf einmal ein von Plastikrentieren gezogener Schlitten. Na gut, natürlich schwebt er nicht, sondern fährt über ein quer über den Markt gespanntes Drahtseil. Der Moment ist weihnachtlich und berührend, bis auf einmal die versoffene Stimme von Gunter Gabriel durch die Lautsprecher des Marktes poltert und eine Weihnachtsgeschichte vorliest. Plötzlich habe ich nur noch irritierende Bilder aus dem Dschungelcamp vor Augen und wir beschließen, dass es Zeit wird zu gehen. 



Nachdem wir noch eine kurze Shoppingtour hinter uns gebracht haben fahren wir mit dem Taxi ins Schanzenviertel. Ein rustikales Abendessen in der Kult Kneipe mit dem nostalgischen Namen „Omas Apotheke“ wollen wir uns nicht entgehen lassen. Hier geht unser Zweiter Tag in Hamburg zu Ende. 




Am nächsten Morgen geht es mit Sack und Pack zurück zum Hauptbahnhof. Der Zug nach Hause ist leider hoffnungslos überbucht, so dass viele Passagiere im Gang stehen müssen. Zum Glück haben wir Plätze reserviert und können uns entspannt zurücklehnen. Wir lassen die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren und sind froh, dass wir diesen Trip trotz aller Bedenken gemacht haben. Die Möglichkeit mal eben von A nach B zu reisen, wir in Deutschland haben sie und wir sollten diese Freiheit vielleicht einfach noch einmal verinnerlichen damit wir sie wieder zu schätzen wissen. In vielen Teilen der Welt ist dies keine Selbstverständlichkeit. Wieder eine Sache, die einem jetzt erst so richtig bewusst wird. 
Als der Zug an der nächsten Station hält, steigt ein junges Mädchen ein. Sie durchkämmt den Gang auf der Suche nach ihrem Sitzplatz und muss erkennen, dass dort eine alte Dame sitzt, die sich leider nicht um eine Reservierung gekümmert hat. Die weißhaarige Frau im Häkelpulli will aufstehen und der rechtmäßigen Besitzerin Platz machen, doch diese sagt: „Nein, bleiben Sie ruhig sitzen. Ich glaube sie brauchen den Platz eher als ich.“ 
Es klingt seltsam, aber diese simple Nettigkeit rührt mich für einen Moment fast zu Tränen. Dennoch, die Dame möchte dem Mädchen nicht den Platz wegnehmen. Ich überlege gerade noch anzubieten, dass wir uns ja sonst mit dem Sitzen abwechseln könnten, da springt ein junger Mann in der Reihe vor uns auf und bietet der Rentnerin seinen Sitz an. Jetzt kann auch sie nicht mehr ablehnen und nimmt mit einem dankbaren Lächeln an. Mein Weltbild ist wieder in Ordnung und ich ärgere mich bis heute, dass ich den beiden nicht gesagt habe, dass ich es richtig toll finde was sie getan haben. Warum habe ich es nicht einfach mal gesagt? Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber genau diese Kleinigkeiten sind die Basis für ein gutes Zusammenleben untereinander. 

In diesem Sinne: Danke Hamburg und natürlich meinen wunderbaren Mitstreiterinnen für dieses tolle Wochenende und diese wunderschönen Erfahrungen. 

Stay Professional

Dienstag, 10. November 2015

Weekend of Hell. Oder: Warum Romantik im Splatter Genre irgendwie irritierend ist

08.11.2015

Am zweiten Wochenende im November  ist es soweit. In meiner näheren Umgebung finden sage und schreibe drei Conventions statt. Da wäre einmal die Ring Con in Bonn, das Weekend of Horrors in Bottropp  sowie das Weekend of Hell in Oberhausen. Da sich die Ring Con sehr mit den Themen Outlander und Game of Thrones beschäftigt, die (Schande auf mein Haupt!) von mir leider bis heute noch nicht gebührend geschaut/gelesen werden konnten, entscheiden wir (der Ehemann und ich) uns für das Weekend of Hell. 
Und so kommt es, dass ich an einem Sonntagmorgen bereits um sieben Uhr in der Früh im Badezimmer stehe und mit zittrigen Fingern versuche, farbige Kontaktlinsen in meine Augen zu transportieren. Ich bewundere alle Linsenträger, die mit einem beherzten Fingerdruck auf den Augapfel, ihre Sehhilfe einsetzen. Ich hingegen brauche dafür fast eine halbe Stunde und schaffe es, die Linsen dutzende Male ins Waschbecken plumpsen zu lassen. Nachdem das Drama endlich überstanden ist und die Zombie Eyes sitzen, wird der Look ganz von alleine mit blutunterlaufenen Augen vervollständigt. Vielleicht hätte ich vorher die Seifenrückstände aus dem Waschbecken entfernen sollen… 
Dummerweise fällt mir erst jetzt auf, dass meine Schminke „künstlicher Blutschorf“ komplett eingetrocknet ist, weswegen die Maske leider um einen wunderbaren Effekt geschmälert wird. 
Ihr habt es inzwischen sicherlich schon erraten: Da ein Prinzessin Lillifee Kostüm auf solch einer Veranstaltung nicht wirklich passt, verkleide ich mich als Zombie. Aber nicht als irgendeiner, sondern als One broke Zombie Girl (Untote Version von Max aus der Sitcom "two broke girls"). 
Zwei Stunden später bin ich endlich fertig und will dem Look mit einem Spritzer Kunstblut aus der Sprühflasche komplettieren. Zu dumm wenn man die Düse verkehrtherum hält und die ganze Grütze auf dem Badezimmerspiegel landet. Das Bad sieht aus als hätte ein Akne geplagter Teenager eine Pickelausdrückorgie veranstaltet. Leider bleibt aber keine Zeit mehr zum Aufräumen und so darf sich mein Mann jetzt in einem vollkommen verwüsteten Zimmer fertig machen. Er kommentiert das Szenario mit einem aufrichtigen „Bah!“. 


Don't Dead Open Inside?



Auf dem Weg nach Oberhausen versuche ich mich auf dem Beifahrersitz möglichst unauffällig zu verhalten. Schließlich will ich auf der Autobahn keinen Unfall verursachen, indem ich den Leuten auf der rechten Fahrspur freundlich zulächle, weil ich vergessen habe, dass mein Gesicht gerade so aussieht als wäre ein LKW darüber gefahren. Auf dem letzten Drittel der Fahrt muss ich dann etwas meditieren, da meine kleine Mädchen Blase ihrem Namen wieder mal alle Ehre macht. Ein Besuch auf einer Autobahnraststätte in diesem Aufzug, am besten noch genau in dem Moment wenn ein Reisebus mit Rentnern vorfährt, das muss unbedingt vermieden werden. Ich halte tapfer durch, und zum Glück sind wir unter den ersten Gästen und müssen nicht lange anstehen. Nachdem ich die Toiletten der Turbinenhalle in Oberhausen begutachten konnte, machen wir uns jetzt mit dem restlichen Gelände vertraut. 

Das WOH findet in drei aneinander grenzenden Hallen statt. Auch wenn das Areal nicht besonders groß ist, sind die einzelnen Räume doch sehr verwinkelt. Da es leider keinen Lageplan gibt, beschließen wir uns an der Information schlau zu machen. Doch dieses simple Vorhaben lässt mich ernsthaft an der Zukunft der Menschheit zweifeln. Der junge Mann hinter der Theke ist äußerst freundlich, nur wäre er an vermutlich allen anderen Plätzen besser aufgehoben als an der Info. 
Auf die Frage „wo denn die Panels stattfinden“, sieht er uns an als hätten wir gerade ein chinesisches Gedicht aufgesagt. Wir versuchen den Begriff Panel also etwas einfacher zu umschreiben. „Wo ist denn die Bühne auf der die Stargäste Fragen aus dem Publikum beantworten?“  
Ich weise hiermit nochmal darauf hin, dass wir uns gerade an der offiziellen INFORMATION der Veranstaltung befinden. 
Die Antwort des Herrn lautet: „Du, keine Ahnung. Ich kenn mich hier nicht so aus.“  
Während ich mich bereits nach den versteckten Kameras umsehe, höre ich wie in meinem Mann irgendetwas zerbricht. Ich glaube es sind seine Zähne, die er krampfhaft aufeinander beißt. Super Idee jemanden an die Info zu setzen, der keine Ahnung von einer Location hat, die gerade mal aus 3 Hallen besteht und deren Bühne sich, wie wir kurz darauf feststellen, direkt im Raum nebenan befindet. Einen Nichtschwimmer an einem Triathlon teilnehmen zu lassen wäre nicht weniger innovativ. 



Aber genug gelästert. Der Saal in dem die Stars auf uns warten füllt sich bereits gut. Die Schauspieler sitzen dort an Tischen und signieren Fotos, DVD’s oder was auch immer man unterzeichnet haben möchte. Im Gegensatz zur FedCon/RingCon gibt es hier keine feste Autogrammstunde, sondern die Stargäste sind eigentlich die ganze Zeit im Raum präsent, es sei denn sie sind gerade bei einem Fotoshooting, bei einem Panel oder in der Pause. Das Schöne hier ist, dass der Andrang pro Star über den Tag verteilt relativ gering ist, weswegen man die Möglichkeit hat mit dem ein oder anderen einen unbeschwerten Plausch zu halten. 

Sarah Butler von "I spit on your grave"
Robert Maillet, der Riesentyp aus "Sherlock Holmes". Oh mein Gott!!! Der durfte Robert Downey Jr. würgen! :-)

Wir beschließen das Autogrammsammeln auf später zu verschieben und sehen uns das erste Panel des Tages an. Schauspielerin Jennifer Rubin aus dem Film „Nightmare on Elm Street 3 (Dream Warriors)“ stellt sich den Fragen der Besucher. Leider grenzt die Bühne direkt an den Autogrammraum und ist lediglich durch eine Stoffwand von der doch recht lauten Geräuschkulisse des restlichen Saales getrennt. Da helfen leider auch keine Lautsprecher und man versteht in den hinteren Reihen leider nur wenig. Gut geregelt ist allerdings, dass die Schauspieler immer von einem Mitarbeiter des WOH begleitet werden, die das Panel in sehr gutem Englisch leiten und gerne auch mal eingreifen, sollte der Fragesteller nicht die richtige Vokabel parat haben. 

Im Anschluss an das Panel stöbern wir durch die Händlerräume. Das WOH erinnert hier eher an eine DVD Börse, da diese das Hauptangebot darstellen. Es gibt aber auch ein paar T-Shirt Stände sowie die Möglichkeit sich vor Ort tätowieren zu lassen  (Und NEIN, letzteres habe ich nicht in Anspruch genommen!). 
Wenn man als Otto Normalverbraucher über das DVD Angebot blickt, muss man über drei Dinge verfügen. Das ist zum einen eine sehr hohe Toleranzgrenze, eine gehörige Portion schwarzen Humor sowie einen stabilen Magen. Denn ja, wir befinden uns hier auf einer Convention, bei der es nun mal um das Horror Genre geht. Da springen einem an jeder Ecke DVD Cover entgegen, die entweder in einer Fleischerei entstanden sind, oder die besten Rezepte für rote Grütze präsentieren. Mein Blutspray Massaker im Badezimmer ist dagegen ein Witz. 

Ich gebe zu, wir sind da doch eher dem Mainstream zugetan. Wenn Horror, dann so etwas wie „The walking dead“, „Freddy Krüger“, oder nicht ganz ernst gemeinte Komödien wie „Zombieland“. Alles was darüber hinaus geht, ist auch uns zu krass. 
Besonders abgefahren sind z. B. die B-Horror Movies, die sich hauptsächlich mit barbusigen Schönheiten rühmen die von irgendwem oder irgendwas entführt, zerstückelt oder entjungfert werden. Und von japanischen Manga Horror/Pornos möchte ich gar nicht erst anfangen. Ergo: Ich habe Dinge gesehen, die ich mir jetzt immer noch am liebsten aus dem Kopf dreschen möchte. Dazu gehört z.B. auch das Panel von Schauspieler „Dieter Laser“ (deutsch ausgesprochen). 
Freuuuunde…! Also, wie soll ich sagen... Horrorschauspieler sind eine Klasse für sich, … Porno Darsteller wahrscheinlich auch,… aber Horror-Porno-Darsteller sind so abgedreht, man weiß nicht ob man sich totlachen oder wimmernd irgendwo unter einem Tisch verkriechen soll. 
Tja, was hat dieser Herr Laser (er ist übrigens auch Deutscher), so filmisches geleistet? Nun, er hat bei einer Filmreihe mitgespielt, die so krank war, dass sie überall auf der ganzen Welt und wahrscheinlich auch im kompletten Universum auf dem Index steht. Nein, ich habe keinen dieser Filme gesehen. Und warum ich auch niemals das Bedürfnis haben werde dies zu tun, beschreibt eine nette Besucherin, die ihrer Freundin kurz vor dem Panel eine kleine, pfälzische Inhaltsangabe des Filmes zusammenfasst: 
„Des isch der Dieter Laser. Des isch der wo so en verrückten Arzt g‘spielt hätt, der Menschen entführt und die mit den Mund an den Arsch von en annern Mensch dran nähen tut.“  
Leute, wenn man so etwas hört, helfen auch keine Bilder von süßen, kleinen Hundebabys mehr dieses Kopfkino zu vertreiben. 

Aber Herr Laser preist sein filmisches Machwerk mit solch einer Inbrunst und vor allen Dingen Normalität an (Zitat: „Also meine Kollegin hat eine Bewusstlose gespielt und ich musste sie ficken. Und als ich so auf ihr drauf liege denke ich mir, aus dieser Sequenz werde ich eine wundervoll romantische Szene machen.“), dass das Publikum nicht anders kann als sich vor Lachen den Bauch zu halten… oder schreiend weg zu rennen. Wir halten durch, aber auch nur, weil wir ohnehin die Hälfte des Panels verpasst haben. 

Voll Laser wie du abgehst! 

Wir beschließen uns der Hardcore Seite der Convention etwas zu entziehen und begeben uns auf Autogrammjagt. Mein Mann stellt sich an den Tisch von Schauspieler Michael Madsen, einer Quentin Tarantino Legende ("Kill Bill", "Reservoir Dogs"). Madsens Stimme klingt so als hätte er sich gerade eben noch zwanzig Zigaretten und einen Frühstückswhiskey reingezogen. Leider vermasselt mein Outfit meinem Ehemann eine vernünftige Unterhaltung mit dem Schauspieler, denn der ist immer wieder abgelenkt von der blutüberströmten Kellnerin hinter dem Autogrammjäger. Schließlich bittet er mich zu sich heran und sagt, dass er meine Pupillen besonders abgefahren findet. 
„They are weird and sexy at the same time“ („Sie sehen gleichzeitig seltsam und sexy aus“) sagt er und ich fühle mich ein bisschen geschmeichelt. 

Sexy und Weird ... wer ist wer?


Michael Madsen und Brad Dourif

Neben Madsen sitzt William Baldwin… also einer der ungefähr 3768 Brüder, die ich allesamt nicht auseinander halten kann. Der hier hat auf jeden Fall in „Sliver“ mit Sharon Stone mitgespielt. Nur einen Schritt weiter unterschreibt Brad Douriv (Grimma Schlangenzunge aus „Herr der Ringe“, sowie die Stimme von „Chucky die Mörderpuppe“) Fotos und wiederum daneben unterhält sich David Warner ("Das Omen", "Star Trek", "Doctor Who" etc…) mit einem Fan. 
Etwas abseits sitzt aufgrund des großen Andrangs Tobin Bell. Er hat den Jigsaw aus der bekannten „SAW“ Filmreihe gespielt. Weitere Gäste sind u.A. Tony Todd ("Candymans Fluch") oder Irone Singleton (T-Dog aus "The Walking dead"), sowie diverse Manga-Splatter-Porno-wasweißich-ichwillsmirnichtvorstellen Darstellerinnen. 

Tobin Bell "SAW"

T-Dog von "The walking dead"

Mein Interesse gilt aber zwei weiteren Gästen mit denen ich auch ein Foto mache. Der erste ist Corey Feldman, ein Ex Kinderstar der 80er Jahre, dem wir Mädchen hinterher geschmachtet haben, als wir noch gar nicht wussten was Schmachten eigentlich ist. Er hat u. A. mitgespielt in "Die Goonies", "Stand by me" und "The Lost Boys". 
Leider zieht dieser kleine Mann, der sich erstaunlich gut gehalten hat, eine Tragik hinter sich her, die auch seine äußere Erscheinung (schwarze Sonnenbrille, schwarze Kapuze) wiederspiegelt. Die Kinderstars der 80er sind leider nicht besser weggekommen, als die der Neuzeit. Nur damals hat sich niemand für diese Thematik interessiert. Dies hatte auch zur Folge, dass diverse Filmpartner aus Feldmans Riege heute leider nicht mehr unter uns weilen. Wenn ich Namen wie River Phoenix, Corey Haim oder Jonathan Brandis aufzähle, dann wissen wir alle was mit denen passiert ist. Feldman hat die Zeit mit Narben überstanden und im Panel erzählt er offen darüber, dass er aktuell an einer Dokumentation über diese Zeit arbeitet, die noch einmal darauf hinweisen soll, dass die exzessive Vermarktung von Kinderstars niemals gut endet. Aber ob die Filmindustrie jemals aus diesen Fehlern lernen wird…? 

Corey Feldman und eine komische Kellnerin

Ganz im Gegensatz zu dieser tragischen Geschichte strahlt die positive Energie von Schauspielerin Amanda Bearse durch den kompletten Saal. Sie ist offen, herzlich, lustig, fast immer präsent und verschwindet nicht einmal in einer Pause. 
Wer Amanda Bearse ist? 
Nun, auf dem Weekend of Horrors ist sie, da sie im Film „Fright Night“ mitgespielt hat. Aber wir kennen sie eher als die Emanzen Nachbarin Marcy Darcy aus „Eine schrecklich nette Familie“. Ich muss gestehen, für einen Moment bin ich schon etwas ehrfürchtig als ich vor ihr stehe. Diese Serie läuft heute noch in der x-ten Wiederholung im deutschen TV und der Humor ist immer noch aktuell. Ich kann es immer und immer wieder sehen und muss mich dennoch jedes Mal kaputt lachen. Als sie von den Dreharbeiten mit Christina Applegate, Katey Segal, David Faustino und Ed O’Neill erzählt erwacht in mir an diesem Tag endlich wieder das Fangirl. DAS ist einfach nur Kult! 

Coole Frau und dicker Zombie

Amanda Bearse "Eine schrecklich nette Familie"

Einen Cosplay Contest gibt es an dem Tag übrigens auch, sehr schön moderiert von Frank und Kes vonPuch. Leider gibt es nur sehr wenig Teilnehmer, aber der Zuschauerraum ist brechend voll als diese im Rampenlicht der Bühne stehen. Es ist schön zu sehen, dass auch das Publikum einer Horror Convention den Cosplayern so positiv gegenüber steht. 
Gewinner des Wettbewerbs ist eine kleine "The walking dead" Fangruppe mit einer atemberaubend coolen, 8 jährigen „Michonne“, die ihren Papa als Zombie an der Leine hinter sich herführt. Ihre Oma versichert mir später, dass die Kleine die Serie natürlich noch nicht sehen darf. Ob ein 8 jähriges Kind auf solch einer Veranstaltung aber richtig aufgehoben ist, ist allerdings eine andere Sache. Ich stehe dem doch sehr skeptisch gegenüber. Natürlich sieht sie so, dass hinter den gruseligen Masken alles nette, normale Menschen stecken, aber in so einem kleinen Köpfchen wachsen ja dennoch manchmal ein paar Gedanken heran, die wir Erwachsenen uns gar nicht mehr vorstellen können. Ich selber würde daher eher dafür plädieren, dass auf solch eine Veranstaltung nur Gäste ab 18 Jahren gelassen werden. 

Mini Michonne und Ash aus der Haushaltswarenabteilung
Als sich das Tageslicht sich in Form eines blutroten Sonnenunterganges verabschiedet, machen auch wir uns auf den Heimweg. Zu Hause angekommen schaffe ich es tatsächlich die Linsen zu entfernen ohne dabei zu erblinden. Allerdings merke ich auch, dass es eine äußerst dumme Idee war den „künstlichen Schorf“ mit Hilfe von Flüssiglatex und roter Farbe zu imitieren. Das Zeug geht nur nach einem Extrempeeling wieder ab, was zur Folge hat, dass ich die kommende Woche erst mal keinen Schorf mehr künstlich erschaffen muss. Aua! 
In diesem Sinne!

Stay Professional!

Huibuh!


Sonntag, 25. Oktober 2015

Fangirls. Oder: Warum man Männer niemals mit zur Stage Door nehmen sollte

11.08.2015 Teil 3

„Bitte beachten Sie, dass Mr. Cumberbatch nach den Vorstellungen keine Stage Door machen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis“. So stand es noch vor einigen Tagen auf einem kleinen, laminierten Schild am Künstlereingang des Barbican. Der Hauptdarsteller des Bühnenstücks hatte zudem zuvor in diversen Talkshows darauf hingewiesen, dass es ihm sehr leid täte, aber es unmöglich wäre nach jeder Hamlet Vorstellung für einen Zeitraum von 3 Monaten jeden Tag zum Künstlereingang zu kommen, um Autogramme zu geben. 
Soweit der Plan. 
Die Realität machte dann aber bereits nach der dritten Aufführung eine 180° Kehrtwende. Nämlich an dem Tag, als Cumberbatch wie immer das Gelände durch die kleine, versteckte Glastür verlies und ein junges Mädchen hinter ihm her rief: „Benedict, ich habe heute Geburtstag und bin für das Stück extra aus Brasilien angereist.“ Ob es die Wahrheit oder einfach eine Notlüge des Fans war, man wird es wohl nie erfahren. Tatsache ist aber, dass auch Hollywood Stars ein weiches Herz haben und so kam es, dass Cumberbatch an diesem Tag eine Vollbremsung einlegte, zurück ging und dem Mädchen ein Autogramm gab. Und weil es ja dann den anderen, wartenden Fans gegenüber unfair gewesen wäre, bekamen diese eine Menge Autogramme und Selfies mit dazu. 

Vor der Vorstellung. Keiner da, außer laminierte Schilder.


Nur zwei Werktage später, verlasse ich zusammen mit den anderen Zuschauern die Hamlet Vorstellung. Ich lasse mich mit der Menge treiben und verarbeite innerlich immer noch dieses atemberaubende Theaterstück. Nachdem ich den Haupteingang verlassen habe, sehe ich zu meiner Rechten eine Menschentraube. Sie hat sich um den Künstlereingang geschart. Als ich näher trete erkenne ich, dass das ominöse Schild verschwunden ist. An seiner Stelle hängt jetzt ein Hinweis, dass man auf die Anwohner Rücksicht nehmen und nicht so laut sein solle. 
Moment mal! Nicht so laut, im Sinne von: „Oh mein Gott da kommt gleich ein Superstar aus der Tür, er wird nur einen Meter von mir entfernt stehen und deswegen kreische ich mir hysterisch die Seele aus dem Leib raus!“ ? 
Es beginnt zu regnen. Ich bin hundemüde, sollte eigentlich dringend zur U-Bahn gehen und endlich das Bett heimsuchen, welches bereits seit Stunden meinen Namen ruft. Aber die Traube am Seiteneingang ist relativ klein. Vermutlich glaubt keiner so recht, dass der Star des Abends tatsächlich aufkreuzen wird. 

NATÜRLICH gehe ich nicht zur U-Bahn, sondern beschließe mir das Treiben wenigstens aus gebührendem Abstand an zu sehen. 
Die erste Reihe vor dem Eingang ist durch ein paar Absperrgitter, wie man sie bei Konzerten benutzt, abgeschirmt. Dahinter stehen bereits drei Reihen von jungen Mädchen und jung gebliebenen Frauen. 
Weiter dahinter, im gebührenden Abstand warten die Ehemänner und Freunde der Damen. Im strömenden Regen sehen sie aus wie Hunde, die man vor die Tür geschickt hat. Einen ähnlichen Blick hatte mein Mann mal drauf, als er mich auf einer dreistündigen Shoppingtour begleiten musste. 
Er bedeutet ungefähr das: „Ich will nach Hauuuuuseeeee!“ 

Einzig neben mir hat sich ein junger Typ positioniert. Er steht dort zusammen mit seiner Freundin oder Schwester und macht sich bereits jetzt einen Spaß daraus seine Begleiterin permanent zu schocken. Sie ist leider einen ganzen Kopf kleiner und kann kaum etwas sehen, während er die beste Übersicht hat und alle zwei Minuten „Da ist er! Da ist er!“, ruft, woraufhin sie sofort zusammen zuckt und Geräusche von sich gibt, die klingen als hätte man einer winzigen Maus auf den Schwanz getreten. 
Ich gebe zu, ich hätte nie gedacht das ich das mal sagen würde, aber irgendwie fand ich das mehr niedlich als nervig. 
Als sich das erste Mal die Tür öffnet wird mir der Blick von einer Wand aus Smartphone Monitoren verwehrt. Hat natürlich auch einen Vorteil. Ein Blick auf die Bildschirme und ich bin hautnah am Geschehen. Das Gemurmel in der Menge wird lauter, die Maus neben mir fiepst wieder. Dennoch, Fehlalarm. Es war nur irgendein Mitarbeiter. 
Nur ein paar Minuten später geht es dann aber Knall auf  Fall. Ein Darsteller nach dem Anderen kommt aus der Tür und wird gebührend von der Menge gefeiert. 
Bei allem Respekt gegenüber einem Cumberbatch, darf man nämlich nicht vergessen, dass es sich hier um hochkarätige Schauspieler aus der Theater, TV und Filmwelt handelt, die hier mal eben heraus spazieren und sich auf ihr Fahrrad schwingen als wäre es das normalste auf der Welt. 
Gut, für sie ist es das auch, aber mir als Dorfkind fällt da dann doch immer wieder die Kinnlade herunter. Ja, die wohnen hier in London, die fahren hier Fahrrad, atmen Luft, fahren jetzt heim zu ihrer Familie und gehen dort wahrscheinlich zuerst mal eine Runde aufs Klo! Wer hätte das gedacht. 
Ciaran Hinds (bekannt u. A. aus Game of  Thrones), schreibt gemütlich Autogramme und macht Fotos mit den Fans. Matthew Steer, der den Rosencrantz spielt, klatscht jeden einzelnen in der ersten Reihe fröhlich ab und wandert dann gemütlich in Richtung U-Bahn. Und dann wird es doch zunehmend unruhig. Jeder fragt sich: Wird der Hauptdarsteller heute auch rauskommen und sein vor einigen Tagen gebrochenes Wort weiter durchziehen? 
Ich sehe nach hinten und warte auf die Hundertschaft, die ihn vermutlich abschirmen wird, sowie die komplette Stretch Limo Flotte, die den Darsteller anschließend nach Hause fährt. 
Nichts dergleichen passiert. Stattdessen geht auf einmal einfach die Tür auf und da steht er und winkt uns fröhlich entgegen. Ganz normal, ohne großes Zinnober. 
Die Handys gehen hoch, die Maus neben mir bekommt Atemprobleme, ihr Begleiter einen Lachkrampf. Wie gemein. 
Och kuck mal! Da isser ja!

Ich weiß, dass ich hier hinten keine Möglichkeit habe ein Autogramm oder Foto zu ergattern.Dennoch, für mich ist so was immer ein absolut unrealistischer Moment. Dieser Mann ist momentan einer der meistgefragtesten Schauspieler Hollywoods und zudem gerade frischgebackener Vater. Trotzdem bringt er es auch heute wieder nicht über das Herz seine Fans hier stehen zu lassen und wirft sich tapfer in die Menge. Ich bin überrascht, der Geräuschpegel hält sich sogar jetzt noch in Grenzen. Vermutlich weil jeder mitbekommen möchte was Cumberbatch da mit dem ein oder anderen Fan bespricht. 
Es sind nur kurze Gespräche. 
Ein freundliches „Hat dir mein Stück gefallen?“ oder „Ganz lieben Dank, dass du gekommen bist.“ 
Für mehr reicht die Zeit nicht, denn möglichst viele Fans sollen ein Autogramm erhalten. 
Inzwischen sind auch die Handys wieder herunter gesackt und so habe ich jetzt freien Blick auf „the Batch“. Er sieht aus als wäre er gerade erst aus der Dusche gesprungen. Kein Camouflage, der sonst im TV benutzt wird verdeckt seine Grübchen und die müden Schatten unter seinen Augen. Kleine Sommersprossen verraten, dass auch bei diesem Briten ein natürlicher Rotstich im Haupthaar vorhanden ist.  „Dä Jung es fussich“, wie man bei uns im Kölner Raum sagen würde. 
Die Menge lauscht gebannt was er erzählt, dann durchbricht Mausis Stimme auf einmal den Moment. Sie hat all ihren Mut zusammen genommen und piepst in Michael Jackson Manier ganz leise und doch für alle hörbar: „I love you!“ 
Die Wartenden brechen allesamt in sympathisierendes Gelächter aus und auch Cumberbatch kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Irgendetwas sagt er auch, aber ich kann leider nicht verstehen was. Dummerweise bekommt Mausi davon nichts mit, sie ist zu klein. 



Nach einer Weile verabschiedet sich unser Star und geht winkend zurück ins Gebäude. Moment? Gibt es noch einen Ausgang? Oder pennt der jetzt hinter der Bühne? 
Während ich noch darüber sinniere löst sich die Menge langsam auf. Doch das Piepsen in meinem Ohr will einfach nicht verschwinden. Als ich mich zur Seite drehe verstehe ich warum. Der Begleiter von Mausi hat den denkwürdigen Augenblick auf seinem Smartphone verewigt und macht sich einen Spaß daraus die drei Worte „I love you!“ in Dauerschleife ab zu spielen. Es klingt als hätte ein schlechter Rapper Helium inhaliert. 

Leider etwas unscharf. Bezieht sich natürlich nicht auf die Person auf dem Bild!


Ich sehe, dass Ciaran Hinds tatsächlich noch da ist und mit ein paar Fans spricht. Er ist im Schatten des Hauptdarstellers auf einmal eine ganz normale Gestalt in Mitten der Menschen geworden. Ich beschließe nun aber endgültig den Heimweg an zu treten. 
Als ich am Haupteingang vorbei komme taumeln vor mir zwei beseelte Mädchen mitten über die Straße und begutachten die Fotos, die sie mit ihrem Smartphone geschossen haben. In diesem Moment schießt aus einer Seiteneinfahrt des Barbican eine schwarze Limousine. Ein geparkter Van versperrt dem Fahrer die Sicht. Ich sehe bereits einen Zusammenstoß vor meinem inneren Auge, doch im letzten Moment bemerkt der Fahrer die beiden Mädchen und legt eine Vollbremsung hin. Die beiden springen entsetzt zur Seite und bekommen gleich darauf einen zweiten Herzinfarkt als der Passagier auf der Rückbank sich kurz zu ihnen herüber beugt und fragt ob alles ok ist. Ich kann die Silhouette seines Kopfes erkennen und anhand der absolut perplexen Reaktion der Mädchen weiß ich, wer da hinten drin sitzt. Ein kurzes Winken, dann düst die Limousine davon. Den beiden Mädchen wird erst jetzt bewusst was da gerade passiert ist und sie umarmen sich kreischend. Ganz sicherlich aber nicht, weil sie gerade einem beinahe Unfall entgangen sind. Von Benedict Cumberbatch (bzw. seinem Chauffeur) fast überfahren werden, das passiert einem auch nicht alle Tage. 
Hinter mir ertönt ein fiependes „I love you“. Ja, definitiv Zeit ins Hotel zu fahren. 

Der nächste Tag in London ist mal vollkommen Star frei. Was ich erlebt habe, das erfahrt ihr im nächsten Eintrag.  

Stay Professional