Samstag, 30. Januar 2016

Akte X. Oder: Sculder und Mully ermitteln wieder!

30.01.2016

Und? 

Wie alt wart ihr als die X Akten eröffnet und zum allerersten Mal über deutsche Mattscheiben geflimmert sind? 
Also ich war 14 Jahre und gelinde gesagt, vollkommen verstört und fasziniert zugleich nachdem mir die erste Folge klar machen wollte, dass Aliens wirklich existieren! 
Nun muss man dazu sagen, dass wir erst kurz zuvor Kabelfernsehen bekommen hatten. Die Welt der privaten Sender RTL, Sat1 und Pro7 (Ja! Und das war’s dann auch schon), hatte mich gefangen genommen wie ein kleines Kind, dass man mit Süßigkeiten überschüttet. 
Plötzlich tanzten da nicht nur halbnackte Früchtchen über den Äther und sangen „Chin Chin“, sondern es metzelten sich auch Mutanten und Außerirdische durch das Abendprogramm. Spätestens jetzt wusste ich: Die Zeiten von Anna und Löwenzahn sind vorbei. Ich bin jetzt erwachsen! 
War ich natürlich nicht und so kam es häufig vor, dass ich nach mancher Folge tatsächlich noch Tagelang von Albträumen heimgesucht wurde. 
Immerhin durfte ich am so genannten Mystery Monday die ein oder andere Folge sehen. Allerdings nur dann, wenn keine Sportschau oder irgendeine brisante, politische Sendung lief. 
In diesen Fällen sprang eine Klassenkameradin für mich ein. Ihre Eltern hatten immerhin schon einen VHS Rekorder und so bekam ich von ihr wöchentlich die neuesten Folgen in Form eines kleinen, schwarzen Plastikbriketts vorgehalten. 
Dumm nur, wenn man selber keinen Videoplayer besitzt. Mein Weihnachtswunsch stand also fest. Es sollte allerdings noch ein ganzes Jahr dauern, bis ein nach Bakelit riechender, flacher Kasten unter dem Weihnachtsbaum lag. 
Die Welt stand mir offen! An Tagen an denen meine Eltern mal nicht zu Hause waren wurde sofort ein Akte X Marathon eingelegt. Schließlich gab es einiges an Folgen auf zu holen, damit man in der Schule auch mitreden konnte. Man fieberte immer mehr mit den Protagonisten mit, hatte Tränen in den Augen, wenn wieder einmal die letzte Folge einer Staffel über den Bildschirm flackerte. 
Scully wurde zum persönlichen Vorbild, Mulder ein bisschen zum pubertären Crush. 
Im Gegensatz zu manch anderem, ebbte die Akte X Sucht auch nach Jahren noch nicht ab bei mir ab. Und so lief ich an meinem achtzehnten Geburtstag mit halblangen, braun-rot gefärbten Haaren durchs Leben. 
Selbst jetzt quoll mein Zimmer noch über mit Postern mit dem Konterfei der beiden Protagonisten sowie einer inzwischen beachtlich angewachsenen VHS und Büchersammlung. 
Meiner besten Freundin blieb das natürlich nicht verborgen und als ich eines Tages in mein erstes, eigenes Auto stieg, hielt sie mir ein selbst gebasteltes Warnschild hin. 
Ein rotes Dreieck auf dem Eltern der 90er dem folgenden Verkehr verkündeten: „Kevin fährt mit!“ 
Natürlich saß auf meiner Rückbank kein verzogenes Blach mit selbigen Namen (und glaubt mir, das lag nur daran, dass ich noch keine Kinder hatte, denn zu dieser Zeit hießen ALLE Kinder Kevin!). 
Nein, die Warnung lautete ganz einfach: „Scully fährt mit!“ 
Ich fühlte mich irgendwie ertappt, packte mir die Plakette dennoch voller Stolz auf die Heckscheibe, bis sie nach vielen Jahren von der Sonne ausgebleicht war. 
Bis heute habe ich noch einige VHS Sondereditionen in englischer Originalsprache, die ich einfach nicht weggeben kann. Zu viel Nostalgie klebt daran, die die DVD Box der kompletten Serie nicht ersetzen kann. Aber fragt mich in ein paar Jahren nochmal, dann wenn DVD’s wiederum komplett aus unseren Regalen verschwunden sind. 

Nun, wer hätte es gedacht. Nach all den Jahren in denen man nichts mehr von Mulder und Scully gehört hat, platzte letztes Jahr die Bombe. Es wird eine weitere Staffel geben! 
Ich hätte fast geweint und fühlte mich auf einmal wieder zwanzig Jahre jünger. 
Letzte Woche habe ich dann die ersten beiden Folgen gesehen. 
Was soll ich sagen... 
Es hatte einen ähnlichen Effekt wie beim neuen Star Wars Film. Die Macher haben beschlossen das original Intro mit der ursprünglichen Titelmusik bei zu behalten. Das sind die Momente, in denen das Fan Herz einen doppelten Salto schlägt. 
Im Intro sehen uns Scully und Mulder in jungen Jahren entgegen. In der Serie selber, ist die Zeit aber dennoch nicht ganz spurlos an ihnen vorbei gegangen. 
Naja, sagen wir mal so: Gillian Anderson sieht besser aus als je zuvor. Sie wirkt allerdings noch viel zierlicher und zerbrechlicher. Das was sie an Gewicht verloren hat, hat Duchovny wiederum zugelegt und ja, das ist irgendwie sympathisch. 

Der Zuschauer wird sofort in die Story geworfen und man merkt umgehend, dass dieses Mal etwas anders ist. Wurden zu Beginn der Serie die Aliens meist nur angedeutet, tauchen sie hier sofort auf. Und das ist auch gut so, denn nach all dem was in den letzten Akte X Jahren passiert ist, wäre es vollkommen unlogisch nochmal vorsichtig von vorne zu beginnen. Auch spart man nicht an Spezialeffekten, die ich persönlich wirklich gelungen und für eine TV Serie überdurchschnittlich gut finde. 
Nicht zu viel und nicht zu wenig. Genau die richtige Mischung.

Und dann war da ja noch etwas… Die Beziehung zwischen Scully und Mulder. 
Mein Gott, was haben wir geschmachtet und Folge um Folge die Hände über den Kopf zusammengeschlagen als ihre Münder wieder einmal Millimeter aneinander vorbei rutschten und es nicht zum alles erlösenden Kuss kam. 
Aber sind wir doch mal ehrlich. Als es dann endlich passierte, sind wir zwar orgastisch in unsere Couchkissen gefallen, aber danach…? Was war danach? 
Irgendwie war der Reiz auf einmal weg. Verpufft wie ein geplatzter Luftballon. Und als beiden im letzten Kinofilm plötzlich wie ein altes Ehepaar zusammen wohnten, fühlte es sich einfach nur noch seltsam an. 
Tja, so sind wir Menschen halt. Da sehnen wir uns etwas jahrelang herbei und trifft es endlich ein, wird es sofort uninteressant. 

Wie haben die Macher diese Sache also in der neuen Staffel gelöst? Ich muss sagen: Sehr gut! Sie haben eine wirklich interessante und logische Methode gefunden, die die Beziehung der Beiden erneut in eine spannende Szenerie bringt. 
Sie bescheren uns damit erneut diese Momente in denen wir lauthals los rufen wollen: „Verdammt, jetzt nimm sie doch endlich mal in den Arm!“ 
Aber bildet euch am besten selber eine Meinung. Ich habe bisher nur die ersten beiden Folgen gesehen und bin sehr gespannt wie sich das weiterentwickeln wird. 
Wer sich von der allgemeinen Story allerdings neue, bahnbrechende Ereignisse erwartet, der wird leider enttäuscht. 
Akte X bleibt sich auch nach all den Jahren treu. Neben einem übergreifenden Handlungsstrang, gibt es die abgeschlossenen „Monster of the week“ Folgen. 
Allerdings gibt es inzwischen so viele andere Mystery Serien, dass Akte X mit dem alten Konzept nicht mehr wirklich hervorstechen kann. Eigentlich schade, waren doch ausgerechnet die X-Files das Vorbild für genau diese anderen TV Formate. So verläuft man sich jetzt leider auf dem selbst geschaffenen Pfad. 
Zudem fehlt mir bisher auch noch der Humor, der in den damaligen Staffeln so wunderbar aufblitzte. Aber vielleicht kommt das ja noch. 
Eine Sache ist definitiv außerirdisch an dieser Serie! Nämlich die Tatsache, dass Mitch Pileggi (Director Skinner… NEIN! Nicht der von den Simpsons!) heute fast jünger aussieht als damals. Da muss definitiv Alien DNA im Spiel sein! 

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim schauen! Ab 08.Februar 2016 auf  Pro7. Haltet schon mal die VHS Rekorder parat! 

Und nicht vergessen:  Stay Professional



So! Wer von euch kann noch jeden Tag im Scully Cosplay zur Arbeit gehen? 

1 Kommentar:

  1. Hi!

    Ich war zwar schon ein paar Jahre älter als du als die Privaten die dt. Bildschirme eroberten und als Mulder und Scully die X-Akten eröffneten - aber im Großen und Ganzen finde ich mich in dem was duschreibst, wieder. Auch was Staffel 10 angeht.
    Und ich muss sagen, dein Schreibstil gefällt mir sehr. Es macht Spass zu lesen was du schreibst, selbst bei Themen, die mich nicht ganz so interessieren.

    LG,
    Ducky

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