Donnerstag, 14. Januar 2016

Helden! Oder: Warum Fangirls weinen

English translation underneath

14. Januar 2016. 
Dicke Flocken taumeln durch Luft. Es ist der erste Schnee in diesem Jahr. Er hüllt die eben noch grüne Wiese ein und deckt sie mit einem weißen Laken zu. 
Stille. 
Alles scheint auf einmal so friedlich. Gedämmt ist all der Lärm. Schnee liegt auch auf unseren Herzen. Tröstend, sanft und doch so kalt, dass es uns fröstelt. Schon wieder ist einer gegangen. Schon wieder drängt sich Schwermut in meinen Kopf, den ich eigentlich nicht haben dürfte. Was für ein Quatsch! 
Du kanntest den Kerl noch nicht einmal persönlich, hast gar nicht alle seine Filme gesehen, noch nicht mal ein Poster hängt in deinem Zimmer. Warum heulst du denn jetzt rum? 
Alles Massenhysterie! 
Alberner Quatsch!...
Natürlich heule ich nicht wirklich. Es sind versteckte Tränen, Erinnerungen die plötzlich aufbrechen wie alte Narben, Erkenntnisse, die sich wie ein glühendes Eisen auf den eigenen Brustkorb brennen. 
Warum denkt man so? 
Sind denn jetzt alle verrückt geworden? 
Anscheinend bin ich aber nicht die Einzige. Im Social Network häufen sich die Nachrichten. Niemand von ihnen kannte ihn persönlich, niemand hatte eine Ahnung wie er wirklich war und trotzdem spiegelt das Internet einen See voller Niedergeschlagenheit wieder. 
Warum ist das so? 
Manch einer hält uns für vollkommen durchgeknallt und weltfremd, meint, dass wir nicht mit beiden Beinen im Leben stehen, weil uns so etwas unwichtiges berührt. 
Aber genau das ist es gerade! Es gibt Momente im realen Leben, da reißt es einen einfach von den Beinen. 
Dann, wenn der Alltag sein böses Gesicht zeigt. 
Dann, wenn man sich einfach mal zurückziehen und der Wahrheit entfliehen muss um wieder Kraft tanken zu können, dann sind sie da. Die märchenhaften Geschichten, die der Fantasie von einem von uns entsprungen sind. Fremde Welten, Abenteuer, Liebe, Humor… all diese Dinge helfen uns Ablenkung zu finden. Und da wo unsere eigene Fantasie eine kleine Starthilfe benötigt, da kommen sie ins Spiel:
All die Schauspieler, Künstler, Sänger, die uns die Hand reichen und sagen: Komm mit! Nur für ein paar Stunden und wenn du wieder zurückkehrst, dann ist alles nicht mehr ganz so schlimm. 
„We can be heroes, just for one day!“ 
Da sind Lieder, die uns Kraft geben, wenn die Wahrheit wieder einmal zu hart mit uns umgegangen sind. 
Da sind Helden, die auf uns warten und uns über eine Schlucht helfen, die wir alleine nicht überqueren könnten. 
Da sind Geschichten, die uns inspirieren und in der Realität den richtigen Weg finden lassen. 
In unserer Fantasie ist irgendwo der Goblin König. Geheimnisvoll, gefährlich und doch faszinierend. Mein Gott, wie sehr haben wir uns früher gewünscht, dass er uns auch irgendwann entführen würde, in diese lustige Welt voller niedlicher Jim Henson Puppen. Dass er uns genauso umwerben würde wie dieses Mädchen in dem Film. 
Oder wie oft haben wir bei lauter Rockmusik einfach mal allen Ärger abgeschüttelt, haben laut gerufen SCHEIß DRAUF, das Leben ist zu kurz um immer brav zu sein. Er hat es vorgemacht, und er wirkte verdammt glücklich dabei. 
„Overkill!“  
Und ja, wie oft haben wir uns in brenzligen Situationen umgesehen und uns gewünscht den Schimmer einer silbernen Hirschkuh hinter einem Baum zu entdecken. Ein heimlicher Beschützer, der uns warnt und uns in der Dunkelheit den richtigen Weg weist. Jemand der alles dafür opfern würde nur um uns glücklich zu sehen. 
„Always!“ 
Nein, wir sind nicht verrückt. Im Gegenteil. Uns ist die Härte der Realität nämlich so sehr bewusst, dass sie uns manchmal viel zu grob von den Füßen reißt. 
In den Momenten wo wir alleine nicht mehr aufstehen könne, da brauchen wir unsere Helden. 
Doch jetzt, wo sie nach und nach aus unserem Leben verschwinden, da wird man an vieles vor dem man mal geflüchtet ist wieder erinnert. 

Ich blicke auf die dichte Schneedecke. Sie ist unberührt. Wenn ich jetzt einen Schritt nach vorne gehe, ist das Erste was darauf zu sehen ist mein Fußabdruck. 
Mein eigener Weg, meine eigene, kleine Geschichte auf dieser großen, manchmal beängstigenden Welt. 
Aber das werde ich meistern, denn ich habe Vorbilder und Idole, und verdammt nochmal ja, das ist auch gut so! 

Danke David Bowie, Danke Lemmy, Danke Alan Rickman, Danke an all die, die schon gegangen sind. Wir kannten uns nicht persönlich, wir haben keine Ahnung wie ihr wirklich wart, aber hey, ihr habt unser Leben an manchen Tagen leichter gemacht. Cheers to you! 

Source: http://media.tumblr.com/tumblr_lp6uynQb8S1qbtr0z.gif



Heroes. Or: Why Fangirls cry 

14th of January 2016. 
Thick snowflakes are tumbling through the air. It’s the first snow this year. It’s wrapping the fields and covers them with a white sheet. Silence. Everything seems so peaceful. Dammed is all the noise. Snow is also covering our hearts. Comforting gentle, but let’s us shiver the same time. 
Yet again somebody has left this world. Yet again, I feel gloom which I definitely should not have. 
Don’t be silly! 
You did not even know this guy in person! 
You did not even see all his movies, there’s not even a poster of him in your room. 
So why the hell are you crying? 
That’s all just mass hysteria! 
Stupid nonsense! 
Of course I’m not crying for real. These are hidden tears, memories that suddenly break up like old scars, perceptions that lay themselves onto our chest like a red heated iron. 
Why do we think like this? 
Is everyone gone crazy now? 
However, it seems like I’m not the only one. The news is flooding the social network. No one knew them, no one has an idea how these people were in real life. But still, the internet mirrors a sea of melancholy. 
But why is this so? 
Some people might think that we are unworldly maniacs, who are not standing with both feed on the ground, because unimportant things like these are touching us. 
But that’s exactly the point! 
Sometimes there are moments in real life, which knock you off your feet. 
These moments, when everyday life is showing its ugly face. 
These moments, when you just want to back off and escape from reality. 
In these moments, they come to support: The magical stories that have grown inside the mind of one of us. Foreign worlds, adventures, love, humor… all these things help us to find some distraction. 
And then, when our own imagination needs a little bit of support, other people come into play: All the actors, artists and singers, who reach out their hands to us and who are saying: Come with me! Only for a few hours, and when you go back, all this mess is not that bad any more. 
“We can be heroes, just for one day!” 
There are songs, that give us strength when the truth has been a bit too harsh with us. 
There are heroes waiting for us and help us to cross a canyon that we thought we could not manage alone. 
There are stories, which inspire us and help us to find the right path through reality. 
Deep inside of our imagination, somewhere there is the Goblin King. Mysterious, dangerous and fascinating at the same time. Dear god, how often did we wish for him to kidnap us and bring us to this lovely world full of cute Jim Henson puppets? Oh how we wanted him to court us like he did with that girl from the movie. 
Or how often did we shake off all our troubles while listening to loud rock music. Shouting: FUCK THIS, life is too short to be well-behaved all the time. He did show us how to do it. 
“Overkill!” 
And yes, how often did we look around when we were in precarious situations, searching for the glimmer of a silver shining doe emerging behind a tree. Our secret protector, who warns us and shows us the way through the darkest night. Someone, who would give up everything just to see us happy. 
“Always!” 
Well, you might think that we are crazy, but it’s the exact opposite. We are so familiar with the cruelties of life, that we sometimes can’t stand up against them alone. In these moments when we can’t get back on our feet by ourselves, we need our heroes. But now, as they are leaving this world one after the other, we are reminded of lots of things we have fled from in the past. 

I take a look at the thick snow layer. It is like virgin soil. If I step forward, my footstep will be the first thing to show on this layer. My own path, my own, little story in this sometimes quite scary world. But I will manage, because I have idols and role models, and damn your doubts, it’s good the way it is! 

Thank you David Bowie, Thank you Lemmy, Thank you Alan Rickman, Thank you everyone that has left this world already. We did not know each other in person, we have no idea what kind of person you really were, but hey, on some days you made our life’s a bit easier. 
Cheers to you! 

2 Kommentare:

  1. Schön geschrieben. Wenn man sich wie ich in vielen Fandom herumtreiben, hat man mehr solcher Momente, als einem lieb ist. Dennoch hat es mich mit Bowie und Rickman mehr getroffen als sonst. Ich kann ohne jede Übertreibung sagen, dass "Harry Potter" einen großen Teil dazu beigetragen hat, eine der schlimmsten Phasen meines Lebens zu überstehen. Vor 8 Jahren hatte ich erstmals eine schwere depressive Phase. Grund dafür war unter anderem die Krebserkrankung meiner besten Freundin, die 3 Jahre später auch daran gestorben ist. Sie war zufällig auch der größte Snape- und Rickman-Fan, den ich kenne, und wäre heute zweifellos sehr traurig. Mit der Realität habe ich mich damals wie heute immer wieder zu genüge beschäftigt, aber sie taugt in manchen Fällen einfach nicht dazu, einen aufzubauen. HP - und meine tierischen Mitbewohner - schon. ��

    AntwortenLöschen
  2. Sehr toller Artikel ich danke dir sehr fuer deine treffenden Worte. Ich habe dich auch schon auf FB verlinkt und gerade eben in meinem Blog. Vielleicht magst du da mal vorbei schauen ich habe etwas zum Thema David Bowie und Alan Rickman genaeht/bestickt.
    Liebe Gruesse Martina

    AntwortenLöschen