Donnerstag, 3. März 2022

Spenden: Gut gemeint ist nicht immer gleich gut gemacht

 Hallo Zusammen,

in den letzten zwei Tagen habe ich Sachspenden für die Ukraine sortiert. Und während dieser Arbeit kam mir das Bedürfnis, eine kleine Guideline zu erstellen, die helfen könnte beim Packen von Spenden bzw. bei der Unterstützung der Helfer, die eben jene Spenden sortieren.

In all den Jahren, in denen ich mich jetzt immer mal wieder bei Hilfsaktionen engagiere (sei es jetzt für die Ukraine, oder für das Ahrtal oder für die Kinderhilfe Siebenbürgen), passieren nämlich leider immer wieder die gleichen Dinge, die ich mit dieser Info zu vermeiden versuche. Denn im Grunde genommen wollen wir schließlich alle nur das Beste, nämlich den Hilfesuchenden helfen.

1.

Erkundigt euch immer genau welche Güter die entsprechende Hilfsaktion sammelt! Wenn die Aktion sich z.B. auf die Erstversorgung ankommender Flüchtlinge konzentriert, bringt es nichts dort Möbel oder Dekoartikel hin zu bringen. Die Organisation wird schlicht und ergreifend nicht wissen wo diese Möbel hingestellt/gelagert werden sollen

2.

Kommt nur zu den dort angegebenen Abgabezeiten vorbei und stellt bitte nicht einfach irgendwelche Dinge vor die Tür (es sei denn es ist ausdrücklich erwünscht!). Es ist schon oft vorgekommen, dass das Wetter über Nacht umgeschlagen ist und die Spenden am nächsten Tag komplett nassgeregnet und zerstört weggeworfen werden mussten.

3.

Wenn ihr Kleiderspenden abgebt, dann BITTE, BITTE nur sehr gut erhaltene, neuwertige Kleidung! Stellt euch vor ihr habt alles verloren und das Erste was man euch gibt, ist eine verfärbte oder ausgeleierte Hose. Es bedeutet keinesfalls, dass man undankbar ist, aber wenn ihr euch mal in eben genau diese Situation versetzt, dann ist diese abgenutzte Hose die letzte Würde, die man diesen Menschen in dem Moment nimmt.

Daher mein Tipp zum Thema Kleidung: Klasse statt Masse!

Vorab sei zudem gesagt, dass mittlerweile Massen von Kleidung auf den Weg zu den ukrainischen Flüchtlingen sind! So viel, dass inzwischen die Organisationen vor Ort die Hände heben und dringend darum bitten, erst mal keine weitere Kleidung zu sammeln. Hört bitte auf diese Aufrufe und haltet eure Kleiderspende erst einmal zurück, bis wieder Kapazitäten frei sind! Die entsprechenden Organisationen werden dazu wieder aufrufen. Die folgenden Tipps sollten aber grundsätzlich auch für andere Sammelaktionen oder Spenden an die Fundgrube oder Ökumene beherzigt werden.

Sortiert eure gesammelten Kleidungsstücke sorgfältig aus. Geht dann noch einmal in euch und sortiert dann noch einmal und anschließend am besten noch ein drittes Mal. Das was am Ende übrig bleibt, ist das, was tatsächlich noch wirklich gut ist! Ein Flüchtling oder ein verarmter Mensch in den rumänischen Slums hat keinen großen Kleiderschrank, den er mit verschiedensten Kleidungsstücken füllen kann. Es ist viel wichtiger, dass diese Menschen wenige, aber dafür qualitativ hochwertige Kleidungsstücke haben, die ab der Übergabe noch lange Zeit halten.

Den Karton, den ihr bereits vor einem Jahr liebevoll gepackt habt, und der seitdem auf dem Dachboden oder im Keller stand: Bitte öffnet ihn noch einmal, sortiert ein zweites Mal und vor allen Dingen: Wascht die Kleidungsstücke noch einmal! Ich habe es heute wieder einmal gemerkt, als außenstehende Person riecht man einfach sofort, ob die Anziehsachen längere Zeit irgendwo gelagert wurden. Das ist ganz normal und heißt nicht, dass diese Sachen dreckig sind! Dennoch gehen diese Kleidungsstücke ggf. direkt an Menschen, die nichts mehr besitzen. Schon gar keine Waschmaschine! Es wäre doch schön, wenn diese Menschen in frisch gewaschene Wäsche schlüpfen könnten, nicht in Keller-Muff.

Die meisten Schuhe kann man übrigens auch problemlos in der Waschmaschine waschen! Habe ich schon hundert Mal gemacht. Klappt (fast) immer. Und wenn ihr euch doch nicht sicher seid: Schrubbt bitte die Schuhsohlen zumindest sauber. Ich hatte heute sehr viele Paar Schuhe dabei, die aussahen als kämen sie gerade frisch von einer Querfeldein Wanderung. Diese dreckigen Schuhsolen beschmutzen leider auch andere, saubere Schuhe. 

Schuhe am besten immer direkt bündeln bzw. irgendwie zusammenbinden. Es kann immer mal passieren, dass beim Transport eine Tüte reißt und Schuhe herausfallen. Einzelne Schuhe irren dann irgendwo herum und finden ihren Partner nicht mehr.

ERGÄNZUNG: Kaputte oder ausgeleierte Kleidung gehört keinesfalls in die Mülltonne! Diese kann zB in die regulären Altkleidercontainer geworfen werden, wo sie ganzjährig von professionellen Sortierteams noch einmal durchgeschaut werden. Kaputte Sachen werden zB weiterverarbeitet und das Geld, das dadurch erwirtschaftet wird kommt wiederum dem entsprechenden Verein zugute! 

Spielsachen:

Bitte, bitte, bitte, reinigt das Spielzeug vorher ein bisschen. Auch diese Dinge gehen teilweise sofort an die Bedürftigen. Ein Kleinkind zu sehen, welches einen vollkommen verdreckten oder verstaubten Bagger in die Hand gedrückt bekommt, lässt mich erschaudern. Beim Reinigen könnt ihr dann auch direkt sehen, ob die Sachen noch funktionstüchtig sind. Auch hier gilt: Klasse statt Masse!

Grundsätzlich: 

Versucht so gut wie möglich bereits vor zu sortieren. So unterstützt ihr die Helfer vor Ort ungemein!

Sprich: z.B. Damenkleidung zusammen in eine Tüte/Kiste, Decken und Bettwäsche zusammen in eine eigene Tüte/Kiste, Hygieneartikel zusammen in eine eigene Tüte/Kiste etc…

Ich hatte heute diverse Kleidungsbeutel, in denen ich dann plötzlich zwischendrin eine einzelne Packung Spaghetti oder Feuchttücher o.Ä. gefunden habe. Nicht immer haben die Helfer sofort die Zeit und Möglichkeiten die Sachen umgehend vor zu sortieren. Manchmal stehen die Sachen noch eine Weile oder gehen sofort an entsprechend thematisierte Verteilerzentren.

Dort wo Essen ausgegeben wird nutzt es nichts, wenn plötzlich ein paar Unterhosen zwischen den Konservendosen auftauchen.

Apropos Unterwäsche: 

Insbesondere bei Erwachsenen gilt: Gebrauchte Unterwäsche ist ein No Go! Aus hygienischen Gründen kann und darf diese in den meisten Fällen nicht weitergegeben werden. Natürlich habt ihr keine fiesen Krankheiten im Intimbereich und natürlich habt ihr die Wäsche vorher entsprechend gereinigt, aber unter all diesen Spenden ist leider meist immer der eine Kleidersack, der eben leider nur dürftig gereinigt wurde. Dies kann halt niemand wissen.

Dennoch ist natürlich auch Unterwäsche wichtig. Wenn ihr damit helfen wollt, geht zum lokalen Geschäft und kauft neue Ware. Es muss nichts super teures sein. Hauptsache nicht gebraucht. 

Und wenn es dann so kommt, dass ihr alles liebevoll gepackt, gereinigt und sortiert habt, zu den angegebenen Zeiten zur Sammelstelle gekommen seid und dann plötzlich eine Absage bekommt, dass leider Annahmeschluss ist, weil einfach kein Platz mehr ist, dann seid bitte nicht böse und lasst vor allen Dingen euren Unmut darüber nicht an den Helfern aus. Natürlich habt ihr sehr viel Zeit in das Packen investiert und wollt helfen! Insbesondere in diesen Zeiten ist die Hilfsbereitschaft riesengroß und auch wir hatten plötzlich die Situation, dass unser LKW aus allen nähten platzte und wir nachkommende Spenden schweren Herzens ablehnen mussten. Wenn voll ist ist voll. Lagerplatz und auch Transporter kosten Geld, welches nicht immer mal eben verfügbar ist. Es ist niemandem geholfen, wenn überschüssige Ware unter freiem Himmel vor sich hin gammelt. Nehmt die Sachen wieder mit nach Hause und wartet auf die nächste Möglichkeit. Sie wird (leider) in Zeiten wie diesen kommen!

Generell sei aber gesagt:

Mit Geldspenden seid ihr IMMER auf der richtigen Seite!

Insbesondere jetzt bei der Ukraine als auch beim Thema Ahrtal gab es massenhaft Kleiderspenden. In der akuten Situation brauchen die Menschen aber erst einmal eine warme Decke, Hygieneartikel und vor allen Dingen etwas warmes zu Essen bzw. organisierten Transport zu einer geeigneten Unterkunft. Dies koordinieren die Hilfsorganisationen direkt vor Ort und können somit die Gelder gezielt einsetzen.

Im Falle der Ukraine wird das Geld z.B. auch für Benzin eingesetzt, um die Menschen per PKW zu ihren zukünftigen Unterkünften oder zu Verwandten zu bringen. Und ihr wisst selber, dass Benzin aktuell ein Luxusgut ist.

Sorry, dies war ein verdammt langer Text, aber er war mir in diesem Moment irgendwie sehr wichtig.

Bitte teilt diese Informationen gerne nochmal! Und dann legt los und helft wo und wie ihr könnt. Die Menschen und Tiere in Not werden es euch danken. Gemeinsam schaffen wir das!

 

Vielen Dank!

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Er

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