22.07.2016 Call the Ship to Port
Eines vorne weg…
An alle Fenstersimskucker und Kleingartensiedlungsinspekteure, die
gerne die Vorurteile an den Flurputzplan nageln, Goths würden nur auf Friedhöfen rum hängen,
Katzen schlachten, mit nackten Brüsten Satan huldigen und kleine Kinder
verzehren: ES IST ALLES WAHR!
So, wären wir die auch schon mal los, widmen wir uns jetzt also den
interessanten Dingen.
Ende Juli war es wieder soweit. Das Amphi Festival fand im Kölner
Tanzbrunnen statt. Schwarz gekleidete Menschen aus ganz Deutschland, Europa und
sicherlich noch weiter, ließen sich die Sonne auf die noble Blässe scheinen. Wie
fast immer hatte das Festival ein wunderschönes Sommerwochenende ohne Regen
erwischt. Gut, die Luftfeuchtigkeit hätte eins zu eins mit dem Tropenhaus im
Kölner Zoo mithalten können, aber immerhin roch es besser… meistens jedenfalls.
Kölsches Panorama |
Da an diesem
Abend zwei meiner absoluten Lieblingsbands (Oomph! und Apoptygma Berzerk)
auftreten, konnte ich nicht widerstehen und so stehe ich um 18 Uhr voller Spannung
in der Warteschlange am Kölner Rheinufer.
Die MS Rheinenergie. Unser Kutter für den heutigen Abend. |
Die Stimmung ist fröhlich, die Sonne
scheint und ein Riesenarschloch, das in München meint auf Menschen schießen zu
müssen, versucht uns allen den Abend zu verderben.
Ja, es fühlte sich zeitweise
so an als hätte mir jemand verdorbenen Pudding in den Magen gekippt.
Ich
überlegte tatsächlich ab zu brechen und nach Hause
fahren. Nach solchen Ereignissen trotzdem feiern?
Aber das Leben und die
Freiheit wegen solcher, nach Aufmerksamkeit gierender Versager ein zu grenzen,
sollte für Niemanden von uns eine Option sein. Und genau aus diesem Grund gehe
ich hier auch nicht weiter auf diese Sache ein.
Es reicht mir einfach!
Schwarzfahrer |
Gegen 20
Uhr legt das Schiff unter tobendem Beifall der Gäste ab. Von der
Hohenzollernbrücke aus, winken uns einige Fußgänger irritiert zu. Anscheinend
wirken wir auf sie wie eine Trauergemeinde auf LSD.
Bei jeder Brücke grölt die
Meute was das Zeug hält, schallt es doch immer so lustig von den
Brückenpfeilern zurück.
Ich genieße die Zeit in der Sonne und beobachte den
Sonnenuntergang hinter den futuristischen Kranhäusern von Köln.
Wohnt Podolski eigentlich immer noch da? |
Um 21.10 Uhr
steht dann der erste Programmpunkt unter Deck an.
Oomph! betreten die Bühne.
Ok, sofern man das Bühne nennen kann. Würde man eine Pappkartonwand davor
stellen, könnte man darauf Kasperle Theater spielen.
Aber ganz ehrlich: Wie
geil ist das denn bitte?
Die Lieblingsband so nah vor sich zu haben, das kann
man nicht alle Tage erleben.
Ich genieße den Auftritt und versuche zurück zu
rechnen wann ich die Jungs zum ersten Mal Live gesehen habe. Als meine
Finger dafür nicht mehr ausreichen versuche ich die Wahrheit zu ignorieren,
ähnlich wie die ersten grauen Haare auf meinem Kopf.
Oomph! jedenfalls haben
sich gut gehalten und präsentieren uns ein buntes… äh… schwarzes Potpourri
aller Songs der bisherigen Bandgeschichte. Es macht einfach nur Spaß und hin
und wieder wirft mich die hüpfende Menge aus meiner super Position in der
dritten Reihe.
Ok… ich glaube man hat versucht Pogo zu tanzen. Aber wir
Goths sind für Pogo einfach zu lieb. Da wird die wall of death eher zu einer
wall of „oh ich brems lieber schnell ab bevor ich einem weh tu“. Ich mag diese
Leute.
Nach Oomph! (Herrgott ja, das Ausrufezeichen gehört zum Namen du
dusselige Grammattikprüfung) gönne ich mir eine Pause und ein Kaltgetränk an
Deck.
Das Schiff fährt durch ein Meer aus Lichtern der Raffinerien von
Wesseling. Es ist als würden hier die größten Weihnachtsbaumketten der Welt
produziert. Der Anblick ist so unwirklich und faszinierend, dass ich darüber
die Zeit vergesse. Zu spät fällt mir auf, dass in nur wenigen Minuten Apoptygma
Berzerk auf der Bühne stehen.
Verdammt!
Dampf und Lichterfabrik |
Als ich unter Deck sprinte ist mein
toller Platz vorne bereits vergeben. Aber zum Glück ist der Konzertraum nicht
wirklich groß, daher habe ich auch in der Mitte hervorragende Sicht.
Dennoch ärgert es mich ein bisschen den Frontmann Stephan Groth nicht direkt
vor der Nase zu haben.
Er hat irgendwie etwas von einem manisch depressiven
Koalabären. Niedlich oder?
(Ihr braucht euch nicht zu verstellen. Ich kann eure
„was zum Henker?!?!?“ Gesichtsausdrücke förmlich spüren)
Hallo hier! Hier! Ich bin hier hinten! Hallooooo! |
Als ich das Schiff um
Mitternacht wieder verlasse, lege ich mir das neu erworbene Apop-T-Shirt über
die Schultern und genieße die laue Sommernacht. Am Rheinufer flanieren Menschen,
es riecht nach Shisha, alle genießen das Leben friedlich und gemeinsam unter
ein und demselben Sternenhimmel.
Warum kann es nicht immer so sein? Es ist doch so leicht?
Ob die Herrn Groth wohl heimlich da drin transportieren? *Klopf, kopf* |
Eine Sache
tröstet mich: Vor mir liegen noch zwei weitere Tage Amphi Festival. Und was da
so passiert ist, darüber berichte ich beim nächsten Mal.
Bis dahin:
Stay
Professional!
P.S. Wer schauen möchte was meine Lieblingsbands, deren Namen so klingen als hätte jemand beim Tippen die Tastatur unter Strom gesetzt, an
dem Abend so auf die Bühne gebracht haben, hier ein Zusammenschnitt meiner
Videos. Hach… ich könnt schon wieder. *seufz*
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